
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat am 11. März 2025 den Forschungsvorhaben von Dr. Verónica Dodero an der Universität Bielefeld mit 660.000 Euro gefördert. Die Förderung gilt für einen Zeitraum von drei Jahren, in denen Dr. Dodero die chemischen Aspekte von Glutenmolekülen und deren Auswirkungen im menschlichen Körper intensiv untersuchen wird. Ziel der Forschung ist es, das Verständnis glutenbedingter Erkrankungen zu vertiefen, da etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung unter solchen Störungen leiden.
Gluten ist ein Protein, das hauptsächlich in Weizen, Dinkel, Gerste und Roggen vorkommt und täglich von fast jedem Menschen konsumiert wird. Bei Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die durch die Aufnahme von Gluten eine Entzündung im Darm auslöst und die Schleimhaut schädigt. Dies geschieht häufig, weil bestimmte Glutenproteine, insbesondere in unvollständig verdauter Form, toxische Wirkungen auf die Darmschleimhaut ausüben können.
Die Mechanismen hinter Zöliakie
Dr. Dodero hat in ihren Forschungsergebnissen nachgewiesen, dass unvollständig verdautes Gluten Nanostrukturen bildet, die schädigende Effekte im Darm haben. Diese Strukturen können als „glutentriggernde Peptide“ (PRGP) identifiziert werden. Sie gelangen ins Blut und lösen Immunreaktionen aus. Insbesondere das 33-mer-Gliadin-Peptid, ein bekanntes glutenassoziiertes Peptid, steht im Zentrum ihrer Studien.
Bei aktiver Zöliakie verändert das Enzym Gewebetransglutaminase 2 (tTG2) bestimmte Glutenpeptide, was zur Bildung des deamidierten 33-mer-Gliadin-Peptids (33-mer-DGP) führt. Neuere Studien belegen, dass DGP in der Darmschleimhaut entsteht. Eine Anhäufung dieses spezifischen Peptids kann die Barriere der Darmzellen schädigen, was schließlich zu einem Leaky-Gut-Syndrom führt. Durch die Öffnung der Darmschleimhaut gelangen schädliche Substanzen, darunter Glutenpeptide und Bakterien, leichter in den Blutkreislauf und können zu Entzündungsreaktionen führen.
Therapieansätze und Forschungsperspektiven
Obwohl die Forschung zu glutenbezogenen Erkrankungen voranschreitet, bleibt die einzige effektive Therapie für Zöliakiepatienten eine strikte glutenfreie Ernährung. In einer neuen klinischen Phase-2-Studie von Northwestern Medicine in Chicago wurde jedoch eine vielversprechende neue Behandlungsmethode entwickelt. Diese Therapie zielt darauf ab, eine Immuntoleranz gegenüber Gluten herzustellen. Patienten, die an dieser Studie teilnahmen, konnten nach der Behandlung Gluten konsumieren, ohne signifikante Entzündungsreaktionen zu zeigen.
Die Technologie basiert auf biologisch abbaubaren Nanopartikeln, die mit Gluten beladen sind. Diese Nanopartikel täuschen das Immunsystem, indem sie das Allergen als sicher inszenieren, und könnten möglicherweise auch für andere Krankheiten und Allergien angewandt werden, wie etwa für Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes.
Dr. Dodero und ihr interdisziplinäres Team an der Universität Bielefeld kombinieren verschiedene Methoden, um offene Fragen zur Rolle von Gluten und dessen Peptiden bei der Pathogenese von Zöliakie zu klären. Indem sie die chemischen Aspekte von Glutenpeptiden und deren Nanostrukturen untersuchen, hoffen sie, neue Erkenntnisse zu gewinnen, die nicht nur für die Behandlung von Zöliakie, sondern auch für die Prävention glutenbedingter Erkrankungen von Bedeutung sein könnten.
Wie die DFG-Forschung und die neuen klinischen Ansätze zeigen, wird die Thematik rund um Gluten und dessen gesundheitlichen Auswirkungen weiterhin tiefgreifende wissenschaftliche und medizinische Aufmerksamkeit nach sich ziehen.
Weitere Informationen finden Sie in den Berichten von Universität Bielefeld, Ernährungs Umschau und MedizinDoc.