
Die wirtschaftliche Lage im Kreis Euskirchen gibt Anlass zur Besorgnis. Die IHK Aachen hat kürzlich eine Umfrage zur Situation der Mitgliedsbetriebe veröffentlicht, die vor allem durch eine ausgeprägt negative Stimmung geprägt ist. IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer beschreibt die Lage als frostig; viele Betriebe empfinden die Wirtschaft als schwerfällig. Diese negativen Einschätzungen sind alarmierend, da es die erste derartige Entwicklung seit 2009 darstellt.
Eine detaillierte Analyse der Umfrage zeigt, dass nur 28 % der Unternehmen von einer positiven Geschäftslage berichten, während 29 % angeben, es schlecht zu laufen. Im Kreis Euskirchen sehen lediglich 24 % der Betriebe ihre Situation als gut an, während 45 % sie als schlecht empfinden. Über ein Drittel der Befragten rechnet zudem mit einer weiteren negativen Geschäftsentwicklung.
Politische Unsicherheiten und Handlungsbedarf
Die politischen Unsicherheiten, insbesondere nach dem Ende der Regierungskoalition, verschärfen die Herausforderungen, vor denen die Unternehmen stehen. Bei der IHK gibt es den klaren Aufruf zu einem Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik, um die allgemeine Stimmung aufzuhellen. Ein unübersehbares Bedürfnis der Betriebe ist der Abbau von Bürokratie sowie die Schaffung von Lösungen für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung.
Wichtige Themen umfassen hierbei die Arbeitsmarktpolitik, die Bildungs- und Fachkräftesicherung, sowie Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und Digitalisierung. Die Umfrage verdeutlicht auch, dass 61 % der Befragten zusätzliche Schulden für investive Aufgaben befürworten, was auf eine breite Unterstützung für eine aktive Wirtschaftspolitik hindeutet.
Branchenspezifische Unterschiede
Unterschiedliche Branchen zeigen unterschiedliche Stimmungslagen. Während im Baugewerbe die Situation laut der Umfrage verbessert hat – 61 % der Betriebe sind hier zufrieden – bleibt die Situation in der Industrie weiterhin düster. Dienstleistungsunternehmen berichten zudem von einer verschlechterten Stimmung. Der Einzelhandel hat trotz eines positiven Weihnachtsgeschäfts insgesamt an Stimmung verloren, was auf anhaltende Schwierigkeiten hindeutet.
Die Ausbildungssituation im Handwerk zeigt hingegen ein erfreuliches Bild: Im Jahr 2024 wurden 2.069 neue Auszubildende gemeldet, was einem Anstieg von knapp 3 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Beliebte Berufe im Handwerk sind unter anderem Anlagenmechaniker, Elektroniker, Dachdecker und Kraftfahrzeugmechatroniker. Letztere stehen vor einem Wandel, der durch die zunehmende Bedeutung von Elektrofahrzeugen bedingt ist.
Ausblick und Vergleich mit anderen Regionen
Auf der Makroebene zeigt der DIHK eine interessante Perspektive. Laut dem DIHK-Bericht blicken deutsche Unternehmen trotz der konjunkturellen Herausforderungen optimistisch auf internationale Märkte. Die AHK-Umfragen und Berichte geben eine differenzierte Sicht auf die Lage, wobei bundesweit situative Unsicherheiten und hohe bürokratische Hürden als bedeutende Hemmnisse im Geschäftsalltag identifiziert werden.
Talententwicklung ist ein weiteres zentrales Thema. Die Ausbildungsumfragen des DIHK zeigen, dass fast die Hälfte aller Ausbildungsbetriebe im Jahr 2023/2024 nicht alle Plätze besetzen konnten, ein Signal dafür, dass die Sicherung des Fachkräftenachwuchses sowohl lokal im Kreis Euskirchen als auch auf Bundesebene eine Herausforderung darstellt. An diesen Herausforderungen müssen sowohl Unternehmen als auch die Politik intensiv arbeiten, um eine Trendwende einzuleiten und die negative Stimmung zu überwinden.