
In Aachen versammelten sich rund 150 Menschen, um gegen die autoritäre Politik der türkischen Regierung zu protestieren. Die Protestierenden forderten die Freilassung politischer Gefangener, insbesondere der inhaftierten Studenten. Diese Demonstration steht im Kontext der anhaltenden Proteste in der Türkei, die sich stark gegen die Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu richten. Laut t-online.de war dies nicht die erste Protestaktion dieser Art; bereits am 23. März hatten 500 Menschen an einer ähnlichen Veranstaltung teilgenommen.
Die Teilnehmer in Aachen setzten sich aus türkischen Migranten und Mitgliedern lokaler linker sowie antifaschistischer Gruppen zusammen. Unterstützt wurden sie von der Partei Die Linke und den „Studis gegen Rechts“. Die wachsende Unzufriedenheit wird durch kritische Äußerungen über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan untermauert, der von den Demonstranten als „Diktator“ bezeichnet wird. Vorwürfe, dass sein Regime Staatsterror gegen ein ganzes Volk ausübe, stehen ebenfalls im Raum.
Solidarität mit der Türkischen Opposition
Organisiert wurde die Demonstration von der jungen Aktivistin Beyza, die anonym bleiben möchte. Beyza informierte, dass das Erdoğan-Regime beständig gegen Oppositionelle vorgehe, darunter auch Mitglieder der Türkiye İşçi Partisi (TİP). Aachener Bundestagsabgeordneter Fabian Fahl lobte das Engagement der Menschen und betonte die Solidarität seiner Partei mit den Protestierenden in der Türkei. Die Demonstranten in Aachen hoben den neuen Protestslogan „Hüpft, hüpft“ hervor, der ursprünglich von Studierenden in der Türkei geprägt wurde.
Parallel zu den Protesten in Aachen finden in der Türkei selbst große Mobilisierungen statt. So wurde am Mittwoch ein Boykott-Tag initiiert, bei dem die Menschen aufgerufen wurden, jeglichen Konsum einzustellen. Viele Geschäfte und Bars, insbesondere in oppositionellen Vierteln, blieben geschlossen. Das Pera-Museum zeigte Solidarität, indem es an diesem Tag keinen Eintritt erhob, während eine Mitarbeiterin eines Cafés in Karaköy kostenlose Getränke anbot, um den Boykott zu unterstützen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
- Ekrem İmamoğlu, der inhaftierte Präsidentschaftskandidat, wurde vor zwei Wochen festgenommen.
- Über 1.900 Menschen, einschließlich vieler Journalisten, wurden seit Beginn der Proteste vorübergehend festgenommen.
- Ein Mitarbeiter der schwedischen Zeitung „Dagens ETC“ wurde am Flughafen in Istanbul zum Verhör abgeholt.
- Die gesellschaftliche Spaltung in der Türkei ist seit dem 19. März offensichtlicher geworden.
- Proteste finden täglich statt und sind durch einen Ausnahmezustand geprägt, in dem vor allem junge Menschen aktiv sind.
Die Proteste gegen die Regierung und die Festnahmen werden von der Opposition als ein Ausdruck von Widerstand gegen einen „Putsch“ bezeichnet. Ein Anwalt von İmamoğlu wurde kurzzeitig festgenommen und ihm wird Geldwäsche vorgeworfen. In der Zwischenzeit verfolgt die Regierung die Proteste rigoros und droht mit rechtlichen Konsequenzen für die Demonstranten. Erdoğan hingegen hat die Proteste als „Show“ abgetan, während das öffentliche Bewusstsein und die Solidarität mit den Oppositionsbewegungen wachsen, so berichtet tagesschau.de.