
Im Jahr 2023 wagte Pia-Sophie Wolter den Schritt von VfL Wolfsburg zur Eintracht Frankfurt, nachdem sie eine herausfordernde Zeit hinter sich hatte. Ihre Karriere in Wolfsburg war stark von Verletzungen geprägt, insbesondere einem Kreuzbandriss, der sie fast zwei Jahre außer Gefecht setzte. Dieser Wechsel kam für viele überraschend, da die Spielerin kaum noch Spielzeit erhielt und spürte, dass ihr in Wolfsburg kein Vertrauen mehr entgegengebracht wurde, als sie nicht für das erste Spiel nominiert wurde. Trainer Tommy Stroot machte ihr deutlich, dass sie nicht mehr zur ersten Auswahl gehörte. Ihr Vertrag bei Wolfsburg lief bis Mitte 2025, doch Wolter wollte nicht einfach nur einen weiteren Verein suchen, sondern fühlte sich in Frankfurt sofort heimisch. Sie betrachtet den Transfer als eine der besten Entscheidungen ihrer Karriere, während sie gleichzeitig auf ihre Rückkehr ins aktive Spiel und eine mögliche Teilnahme an der Europameisterschaft 2024 vorbereitet.
Die Entwicklung im Frauenfußball lässt Wolters Herz höher schlagen. Insbesondere Teams wie Bayer Leverkusen, RB Leipzig und SC Freiburg haben sich evident verbessert. Ein Aspekt, der die aktuelle Saison von Eintracht Frankfurt prägt, sind die fehlenden englischen Wochen, was die Konzentration auf die kommenden Gegner enorm erleichtert. Mit sieben Länderspielen auf dem Konto als Rechtsverteidigerin der Nationalmannschaft weiß Wolter um die Konkurrenz, insbesondere durch Giulia Gwinn, die derzeit fest in der Nationalmannschaft steht.
Kreuzbandrisse im Frauenfußball
Kreuzbandverletzungen sind im Frauenfußball ein immer wiederkehrendes und besorgniserregendes Thema. Über 30 Spielerinnen mussten aufgrund dieser Verletzung auf die Frauen-Weltmeisterschaft 2023 verzichten. Diese WM fand vom 20. Juli bis 20. August 2023 in Australien und Neuseeland statt. Der Vorlauf zur WM war geprägt von einer sogenannten „Kreuzbandriss-Plage“, die die Fußballgemeinschaft alarmierte. Spielerinnen wie Beth Mead und Leah Williamson, Europameisterinnen, sowie Carolin Simon, die Teil des deutschen WM-Teams 2019 war, erlitten schwere Verletzungen.
Statistiken belegen, dass Fußballerinnen sechsmal häufiger von Kreuzbandrissen betroffen sind als ihre männlichen Kollegen. Ursachen hierfür sind geschlechtsspezifisch und hängen mit biomechanischen Faktoren wie dem breiteren Becken und unterschiedlichen Sprung- und Landeverhalten zusammen. Auch unter physiologischen Gesichtspunkten sind Frauen anfälliger für solche Verletzungen – besonders in den ersten Tagen des Menstruationszyklus kann die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sein. Präventionsprogramme wie FIFA11+ oder STOP-X wurden etabliert, um solche Risiken zu minimieren und haben dazu beigetragen, das Verletzungsrisiko um bis zu 35 Prozent zu senken.
Vorsorgemaßnahmen und Aufklärung
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hat sich dieser Problematik angenommen und bietet im Rahmen ihres Aufklärungsprogramms „no trauma in sport“ (notis) wertvolle Tipps zur Verletzungsprävention im Fußballsport an. Experten erklären, dass das Risiko von Knieverletzungen sowohl im Leistungs- als auch im Freizeitsport besteht. Besonders betroffen sind jüngere Spielerinnen unter 19 Jahren. Die Bedeutung von Kraft- und Stabilisationstraining sowie neuromuskularem Training wird hervorgehoben, um das Verletzungsrisiko zu verringern.
Pia-Sophie Wolter hat die Realität von Kreuzbandverletzungen hautnah erlebt. In ihrem aktuellen Team hat sie vier solche Verletzungen miterlebt. Trotz dieser Herausforderungen berichtet sie von Dankbarkeit, wieder spielen zu dürfen. „Ich habe keine Flashbacks von der Verletzung und empfinde mehr Dankbarkeit für das Spielen“, äußert sie und unterstreicht die Wichtigkeit der mentalen Stärke bei der Genesung. Die Verletzungsgefahr gehört zu den Schattenseiten des Leistungssports; dennoch bleibt die Hoffnung, dass durch verstärkte Maßnahmen im Training und präventive Ansätze die Zahl der Verletzungen in Zukunft gesenkt werden kann.
Insgesamt zeigt sich, dass der Weg für Frauen im Fußball sowohl mit Erfolgen als auch mit Herausforderungen gespickt ist. Der professionelle und strategische Umgang mit Verletzungen wird dabei eine bedeutende Rolle spielen, um die Zukunft des Frauenfußballs zu sichern.