
Die Rückkehr des Wolfes in Niedersachsen hat nicht nur das Biodiversitätsmanagement bereichert, sondern auch neue Herausforderungen für Schäfer und Weidetierhalter hervorgebracht. Laut T-Online gibt es Ende 2024 über 500 Wölfe in Niedersachsen, was die Sorgen der Landwirte um ihre Schafherden anheizt. So auch bei Josefine Schön, einer Schäferin aus der Lüneburger Heide, die neben der Bedrohung durch Wölfe auch Angst vor der Maul- und Klauenseuche hat.
Schön betreut eine Herde von rund 700 Heidschnucken, darunter etwa 320 Lämmer, und ist bei der Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide angestellt. Um das Risiko einer Einschleppung von Krankheiten zu minimieren, empfängt sie keine Besucher im Stall. Trotz der Herausforderungen verlief die Lammzeit von Mitte Januar bis Mitte März gut, und die Lämmer entwickeln zunehmend Resistenzen.
Herausforderungen für die Weidetierhaltung
Die von Schön betreuten Schafe sind tagsüber im Naturschutzgebiet unterwegs, wobei einige Lämmer im Stall bleiben. Das trockene Wetter wirkt sich ungünstig auf die Vegetation aus, fördert jedoch das Wachstum der Lämmer. Um die Futterqualität zu sichern, muss der Hof zusätzlich füttern, da die Pflanzen wenig Nährstoffe enthalten. Zu Ostern hat Schön geplant, einige Lämmer abzugeben, jedoch nicht die ganz jungen. Die Heidschnucken wiegen zwischen 30 und 35 Kilogramm, wenn sie an Schlachtereien verkauft werden.
Obwohl Schön und ihr Partner keine Risse durch Wölfe in der Nähe verzeichnen konnten, ist die jährliche Sorge um den Wolf präsent. Der Bundesrat hat jüngst eine Erleichterung des Abschusses von Wölfen gefordert, um Weidetiere zu schützen. Niedersachsen verfolgt zudem ein regionales Bestandsmanagement für Wölfe und hat einen Antrag eingebracht, der den Herdenschutz ausbauen soll.
Wölfe als Teil des Naturschutzes
Umweltminister Christian Meyer (Grüne) bezeichnet die Rückkehr des Wolfes als Erfolgsgeschichte des Naturschutzes, der jedoch Auswirkungen auf die Weidetierhaltung hat. Die Diskussion über den kontrollierten Umgang mit der Wolfspopulation wird durch die Broschüre „Wölfe und Weidetiere: Nebeneinander statt Gegeneinander“ von BUND ergänzt. Diese kritische Auseinandersetzung behandelt Themen wie Bestandsobergrenzen, Jagdzeiten und den Schutzstatus von Wölfen.
Die Argumentation in der Broschüre besagt, dass Jagd keinen Herdenschutz ersetzen kann, und wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass flächendeckender Herdenschutz entscheidend zur Reduktion von Nutztierrissen beiträgt. Eine nachhaltige Lösung sieht die Wolfsjagd nicht, weshalb praxisnahe Empfehlungen für ein konfliktfreies Zusammenleben von Naturschutz und Weidetierhaltung angeboten werden.
Der Dialog zwischen Naturschutz und Landwirtschaft bleibt aktuell und gelangt zunehmend an die Öffentlichkeit, während sowohl Schäfer als auch Umweltschützer Lösungen suchen, um ein Miteinander zu fördern.