
Die Förderung von Integration und die Bekämpfung von Diskriminierung sind zentrale Themen der aktuellen Forschung an der Universität Vechta. Bernd Josef Leisen hat kürzlich seine Dissertation mit dem Titel „Prosoziales Engagement in und für soziale Dienstleistungen“ erfolgreich verteidigt. In seiner Arbeit, betreut von Prof.in Dr.in Vanessa Mertins und Prof. Dr. Gerald Eisenkopf, untersucht Leisen verschiedene Aspekte des prosozialen Engagements, das eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft spielt.
Ein Hauptfokus der Dissertation liegt auf der Diskriminierung von Migranten auf dem Arbeitsmarkt und im Wohnbereich. Leisen analysiert, wie Freiwilligenarbeit dazu beitragen kann, die Integration von Geflüchteten zu verbessern und gleichzeitig die Motivation junger Freiwilliger zu steigern. Insbesondere die Auswirkungen des Gruppendrucks auf exzessiven Alkoholkonsum werden besprochen, was auf das soziale Gefüge innerhalb von Freiwilligengruppen hinweist.
Innovative Projekte zur Unterstützung der Gesellschaft
Ein zentraler Bestandteil von Leisens Arbeit ist die Entwicklung innovativer Formate, die das digitale Freiwilligenengagement fördern. Dazu gehört das Projekt „Digitale Lern-Tandems“, das älteren Menschen hilft, digitale Geräte effektiv zu nutzen. Ebenso wird das Konzept „ViVerA – Virtuelle Veranstaltungen in der Altenpflege“ vorgestellt. Dieses Projekt hat bereits eine Auszeichnung im bundesweiten Wettbewerb „Gesellschaft der Ideen“ erhalten.
Die Vorteile von prosozialem Engagement sind vielfältig. Es trägt dazu bei, die gesellschaftliche Unterstützung für Migranten zu erhöhen und verbessert deren Zugang zum Wohnungsmarkt. Junge Freiwillige profitieren von leistungsbasierten Zertifikaten, die ihre Motivation und ihre persönlichen Qualifikationen fördern. Gleichzeitig wird exzessivem Trinken durch Peer-Feedback entgegengewirkt.
Ehrenamtliches Engagement und Integration
Das Ehrenamt spielt eine entscheidende Rolle bei der sozialen Integration von Migranten, insbesondere in ländlichen Gebieten. Eine Studie der FAU, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, untersucht genau diesen Zusammenhang. Im Forschungsprojekt EMILIE werden die Erfahrungen und Motivationen von Ehrenamtlichen sowie die Integration von Migranten betrachtet.
Die wachsende Zahl von Geflüchteten, insbesondere aus der Ukraine, erfordert ein engagiertes gesellschaftliches Umfeld, wie Dr. Stefan Kordel betont. Leider ist die Anzahl der engagierten Ehrenamtlichen in ländlichen Räumen rückläufig. Interviews mit 53 Ehrenamtlichen zeigen, dass diese oft älter, besser gebildet und weiblich sind. Ihre Beweggründe sind vielfältig und reichen von Neugier über interkulturelle Begegnungen bis hin zu einem altruistischen Grundgedanken.
Die Herausforderungen, die sich durch unterschiedliche Vorstellungen von Nähe und Distanz sowie durch Überforderung ergeben, sind nicht zu unterschätzen. In der zweiten Phase des Projekts werden 72 Neuzugewanderte aus 29 Ländern interviewt, was die Perspektive der Migranten ins Zentrum rückt. Viele bringen Fähigkeiten wie Mehrsprachigkeit mit und engagieren sich, um ihre eigene Integration sowie die ihrer Mitmenschen zu verbessern.
Handlungsempfehlungen und Zukunftsausblick
Die engagierten Migranten können erheblich zur sozialen Inklusion und zur Entwicklung ländlicher Wohnorte beitragen. Hieraus ergeben sich zahlreiche Handlungsempfehlungen für Politik und Zivilgesellschaft, darunter die Bereitstellung mehrsprachiger Informationsangebote und die Förderung von Engagementberatung. Die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen wird als ein Schlüssel zur Erleichterung und Stärkung des Ehrenamts angesehen.
Die Forschung an der Universität Vechta zeigt deutlich, dass prosoziales Engagement nicht nur die Integration von Migranten unterstützt, sondern auch die gesamte Gesellschaft bereichert. Die kontinuierliche Entwicklung und Umsetzung innovativer Formen des Ehrenamts wird entscheidend sein, um die Herausforderungen einer zunehmend diversifizierten Gesellschaft zu meistern.
Bernd Josef Leisen hat mit seiner Dissertation einen wertvollen Beitrag zu diesem Thema geleistet und plant, die Projekte zur intergenerationalen Kooperation im Digitalisierungskontext weiterzuführen. Sein Ziel ist es, den Standort Vechta als Zentrum für digitale und ortsunabhängige Freiwilligenarbeit zu stärken.
Für weiterführende Informationen und vertiefende Studien zu diesem Thema werden folgende Links empfohlen: Universität Vechta, Netzwerk IQ, FAU.