
Mit einem beeindruckenden Lebenswerk geht Prof. Dr. Theo Hartogh zum Ende des Monats in den Ruhestand. Seit vielen Jahren prägte er das Fachgebiet der Musikgeragogik an der Universität Vechta, das sich mit musikalischer Bildung im Alter beschäftigt. Seine Habilitation stellte das erste umfassende Werk in diesem neu etablierten Fachgebiet dar und legte den Grundstein für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Vorteilen von Musik im Alter.
Geboren 1957 in Cloppenburg, hat Hartogh einen bemerkenswerten akademischen Werdegang zurückgelegt. Er studierte Schulmusik, Klavier, Musikwissenschaft und Biologie und war von 1986 bis 1993 als Lehrer in Vechta tätig. Seine Promotion an der Technischen Universität Chemnitz erfolgte 1998 mit einer Arbeit zur musikalischen Förderung geistig behinderter Menschen. Hartogh lehrte von 1993 bis 2005 an der Katholischen Fachhochschule Norddeutschland, bevor er eine Professur für Musikpädagogik an der Universität Vechta übernahm.
Einflussreiche Entwicklungen in der Musikgeragogik
Hartogh engagierte sich stark in der Fachgesellschaft und war von 2009 bis 2024 zweiter Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik. Die Gründung dieser Gesellschaft und der Bundesinitiative „Musik und Demenz“ zielten darauf ab, bedarfsgerechte musiktherapeutische und musikgeragogische Angebote zu etablieren. Hartogh betont, dass es in der Musikgeragogik weniger um therapeutische Ansätze gehe, sondern vielmehr um das Recht auf Freude und Teilhabe durch Musik.
Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst Menschen mit Demenz, die nie Klavierunterricht genossen haben, in der Lage sind, Melodien zu lernen und zu spielen. Diese Erkenntnisse fließen in das didaktisch-methodische Vorgehen der Musikgeragogik ein, das sich von der herkömmlichen Musikpädagogik für junge Menschen unterscheidet. Wichtige Einsichten stammen aus verschiedenen Disziplinen wie Alterspsychologie, Pflegewissenschaft und Heilpädagogik. Die positiven Effekte von Musik auf das Wohlbefinden älterer Menschen sind mittlerweile gut dokumentiert.
Die Wirkung von Musik auf Senioren
Musik hat bekanntlich einen tiefgreifenden Einfluss auf Menschen und kann Gefühle wie Trauer, Glück und Motivation hervorrufen. Studien zeigen, dass musikalische Betätigung Stresshormone senken und das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren kann. Besonders bemerkenswert ist, dass Musik bei Demenzpatienten Erinnerungen wachruft und emotionale Gesundheit fördert.
Es wird zunehmend erkannt, dass Musikgeragogik ein effektives Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen ist. Einrichtungen bieten musikalische Angebote an, die oft auf die individuellen Vorlieben der Senioren abgestimmt sind und neben den sozialen auch kognitive Fähigkeiten stärken. Gezielte Musiktherapien in Pflegeeinrichtungen integrieren wöchentliche Sitzungen zum Singen und Musizieren, was zu positiveren Verhaltensänderungen bei den Teilnehmern führt.
Hartogh hat während seiner Karriere zahlreiche Forschungsprojekte ins Leben gerufen und an Fachtagungen sowie Publikationen mitgewirkt. Zuletzt leitete er das Verbundprojekt „ReKuTe – Partizipative Wissenschaft für Region, Kultur und Technik“, das eng mit der Musikgeragogik verknüpft ist. Auch nach seinem Ruhestand plant er, in der Wissenschaft aktiv zu bleiben und sich mit Publikationsprojekten und der Betreuung von Abschlussarbeiten zu beschäftigen. Reisen und Besuche bei Freunden und Verwandten stehen ebenfalls auf seiner Agenda.
Die Musikgeragogik hat sich nicht nur als ein Bereich etabliert, der älteren Menschen Freude und soziale Interaktion bietet, sondern auch als ein fundamentales Element zur Verbesserung des emotionalen und kognitiven Wohlbefindens. Prof. Dr. Theo Hartogh hinterlässt ein bedeutendes Erbe in der Musikgeragogik, das auch zukünftig Früchte tragen wird.
Weitere Informationen zur Musikgeragogik und deren Auswirkungen auf Senioren finden sich auf den Seiten von Universität Vechta, alle-noten.de und goldene-senioren.de.