
Elodie Maue, 50 Jahre alt und aus Hannover, hat in ihrem Berufsleben bereits zweimal unerwartete Kündigungen erlebt. Ihre erste Kündigung erhielt sie im August 2003, nachdem sie einen Fehler bei einer Bestellung in ihrem damaligen Job bei einem Maschinenbauunternehmen gemacht hatte. Die angespannte Beziehung zu ihrem Chef führte letztendlich dazu, dass sie am Tag der Kündigung, an dem sie 120 Überstunden angesammelt hatte und eine Urlaubsanfrage abgelehnt wurde, die unerwartete Mitteilung erhielt. Dieses Ereignis löste einen langen Verarbeitungsprozess in ihr aus, der die nächsten Monate prägen sollte.
Psychologe Tom Diesbrock rät in solchen Situationen dazu, sich Zeit zur Verarbeitung zu nehmen und nicht sofort mit Bewerbungen zu beginnen. Elodie nahm diesen Rat zu Herzen und suchte Unterstützung in Gesprächen mit Vertrauten, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Nach einigen Monaten entschied sie sich, eine befristete Stelle in der Absatzplanung bei einem Lebensmittelhersteller anzunehmen, doch die Schwangerschaft verhinderte ihren Einstieg. Daraufhin widmete sie sich 13 Jahre lang ihrer Familie und versuchte, ins Berufsleben zurückzukehren.
Wieder im Berufsleben
Im Jahr 2017 fand Maue schließlich eine Teilzeitstelle bei einem Baumaschinenhersteller in der Logistik. Doch die unvorhergesehene Wirtschaftskrise ab Ende 2022 brachte auch dieses Unternehmen in die Bredouille, und trotz ihrer Bemühungen erhielt sie erneut eine betriebsbedingte Kündigung. In dieser Situation war sie eine von 150 Beschäftigten von insgesamt 1000, die betroffen waren. Um sich neu zu orientieren, entschied sie sich für eine Transfergesellschaft, die individuelle Beratung sowie Bewerbungstrainings bietet.
Durch diese Unterstützung erhält Maue 85 Prozent ihres letzten Gehalts für vier Monate, was ihr ein gewisses Maß an Sicherheit gibt. Sie fühlt sich gut betreut und plant, an Weiterbildungen teilzunehmen. Für sie ist die Zeit als Mutter eine wertvolle Erfahrung, die sie in ihre zukünftige Karriere einbringen möchte.
Chancen durch Kündigungen
Psychologe Diesbrock hebt hervor, dass eine Kündigung auch als Chance zur Neuausrichtung gesehen werden kann. Transfergesellschaften unterstützen Beschäftigte dabei, sich auf dem Arbeitsmarkt neu zu orientieren. Über den Umgang mit Krisen hat Maue viel gelernt und sie möchte weiterhin im Bereich Logistik tätig sein.
Der emotionale Stress eines Jobverlustes wird von vielen Menschen als Verlust ihrer Identität empfunden. Eine aktuelle Arbeitsmarktstudie von Talentwunder im Auftrag von Restart Career zeigt, dass überstürzte Jobwechsel nach einer Kündigung oft schädlich sind. Nur 49 Prozent der Arbeitnehmer, die nach einem unfreiwilligen Jobverlust eine neue Stelle annehmen, bleiben länger als zwei Jahre in ihrem neuen Job. Das Phänomen der „Rebound Jobs“ ähnelt den „Rebound Relationships“ und verdeutlicht die Bedeutung einer wohlüberlegten Jobwahl.
Eine professionelle Unterstützung kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, nach zwei Jahren noch im neuen Job zu sein, auf 77 Prozent. Dies unterstreicht den Wert einer besonnenen Herangehensweise an die lückenlose Suche nach neuer Beschäftigung. Um langfristig zufrieden und erfolgreich zu sein, sollten Betroffene sich Zeit nehmen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, wie es auch remzeitung.de und xing.com empfehlen.