
Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten sind wieder aufgeflammt, nachdem Vladimir Putin diese Woche mit dem interimistischen syrischen Führer Ahmad al-Sharaa Kontakt aufgenommen hat. Dies ist der erste offizielle Austausch zwischen Russland und Syrien seit dem Sturz von Bashar al-Assad, der durch die militärische Intervention Russlands 2015 entscheidend an der Macht gehalten wurde. Russland hatte damals die syrischen Regierungstruppen unterstützt, die kurz davor waren, den Großteil des Territoriums zu verlieren.
Al-Sharaa, der Kopf der Hayat Tahrir al-Sham, führte das Gespräch über die strategischen Beziehungen zwischen seinem Land und Russland. Diese neu formierte syrische Führung hat betont, dass sie offen für Dialoge mit allen relevanten Parteien sei und bekräftigte dabei, dass die Einheit, Souveränität und territoriale Integrität Syriens von größter Bedeutung seien. Gleichzeitig erhebt sich die Frage über den Verbleib der beiden russischen Militärbasen in Syrien, die für Moskaus internationale Ambitionen von entscheidender Bedeutung sind.
Die Rolle Russlands im syrischen Konflikt
Der russische Militäreinsatz in Syrien begann 2015 auf Anfrage der syrischen Regierung, die um Unterstützung gegen Rebellengruppen bat. Zu diesem Zeitpunkt standen den syrischen Regierungstruppen nur noch etwa 10% des Landes zur Verfügung, während sie gegen eine Vielzahl von oppositionellen Kämpfern ankämpfen mussten, die zahlenmäßig stark zugenommen hatten. Russland nutzte diesen Einsatz als Gelegenheit, um seine militärische Präsenz in der Region zu verstärken.
Während der militärischen Operationen führte Russland täglich bis zu 140 Luftangriffe durch. Kritiker warfen Russland vor, auch moderate Rebellengruppen anzugreifen, was zu einer massiven Zivilbevölkerung führte, die unter den Folgen kämpfte. Amnesty International dokumentierte zahlreiche Angriffe auf zivile Ziele, die zur Zunahme der Todesopfer in der syrischen Zivilgesellschaft führten.
Nach dem Abzug der russischen Streitkräfte im Jahr 2019 bleibt die Situation in der Region angespannt. Es gibt Berichte über etwa 19.000 Tote, die auf den Einsatz der russischen Militärkräfte zurückzuführen sind. Zukünftige militärische Auseinandersetzungen dürften das ohnehin fragile Gleichgewicht im Nahen Osten erheblich verändern und könnten zu einem Staatszerfall oder Aufsplittungen in Milizterritorien führen.
Zukunftsperspektiven und internationale Reaktionen
Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. In Syrien besteht ein signifikantes soziales und sozioökonomisches Spannungspotenzial, das durch die langjährige Herrschaft der Al-Assad-Dynastie gefördert wurde. Das Land wird häufig als potenzielles Pulverfass gesehen, das jederzeit erneut explodieren könnte, wobei verschiedene Akteure – von Nachbarländern bis zu Dschihadisten – in den Konflikt involviert sind.
Der Dialog zwischen Syrien und Russland könnte nicht nur die Gründung einer neuen syrischen Regierung voranbringen, sondern auch die strategische Allianz zwischen diesen beiden Ländern festigen. Gleichzeitig ist die Rückkehr von Bashar al-Assad nach Syrien ein wichtiger Punkt. Einige Berichte deuten darauf hin, dass seine Rückkehr notwendig wäre, um Russland die Aufrechterhaltung seiner Militärbasen zu ermöglichen.
Inmitten dieser politischen Umwälzungen hat die interimistische syrische Regierung einen siebenköpfigen Ausschuss gebildet, der die Zukunft des Landes gestalten soll. Dieser Ausschuss wird als erster Schritt hin zu einem nationalen Dialog angesehen. In der gegenwärtigen Krise ist es unerlässlich, Diversität und Inklusivität in den politischen Prozessen des Landes zu gewährleisten, um die Unterstützung der syrischen Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft zu gewinnen.
Die Entwicklung in Syrien bleibt ungewiss, und nur die Zeit wird zeigen, ob die neu geschaffenen Bedingungen zu einem konstruktiven Dialog oder zu weiteren Konflikten führen werden.
Für weitere Informationen über die militärischen Operationen in Syrien und deren Auswirkungen können Sie die Artikel bei Al Jazeera, Wikipedia und bpb.de lesen.