
Haiti ist in einem Zustand extremer Gewalt und politischer Instabilität. Laut den Vereinten Nationen wurden im Jahr 2024 über 5.600 Menschen getötet, während Tausende weitere verletzt oder entführt wurden. Dies ist das Ergebnis der Machtübernahme bewaffneter Gangs, die den Großteil der Hauptstadt Port-au-Prince und große Teile des Landes kontrollieren, wie Al Jazeera berichtet.
Die Gangs nutzen schwere Waffen, viele stammen aus den USA. Human Rights Watch hat die „absoluten Schrecken“ verurteilt, die die Bevölkerung Haitis durchlebt. Bereits im Dezember 2024 kam es zu einem Massaker in der Cite Soleil Gegend, bei dem mindestens 207 Menschen durch die „Wharf Jeremie Gang“ getötet wurden. Darüber hinaus dokumentierten die UN 315 Lynchmorde an Gangmitgliedern, oft unterstützt von haitianischen Polizisten.
Zusammenbruch des Gesundheitssystems
Die Gewalt hat auch gravierende Folgen für das Gesundheitssystem des Landes. Laut William O’Neill, einem UN-Experten, kam es im Dezember zu gewaltsamen Übergriffen auf Krankenhäuser und Gesundheitsarbeiter. Besonders besorgniserregend war der Angriff auf das Bernard Mevs Krankenhaus am 17. Dezember. Seitdem sind viele medizinische Einrichtungen nicht mehr funktionsfähig, wobei nur 37% der Gesundheitseinrichtungen in Port-au-Prince vollständig betriebsbereit sind, wie die Situation von Devdiscourse erklärt.
Die Sicherheitslage hat auch dazu geführt, dass zahlreiche Ärzte und medizinisches Personal das Land verlassen haben, was den Druck auf die ohnehin schon überlasteten Einrichtungen weiter erhöht. Die UN warnen, dass ohne sofortige Maßnahmen die Gesundheitsversorgung in Haiti unweigerlich zusammenbrechen könnte.
Humanitäre Krise und Nahrungsmittelknappheit
Die Gewalt hat nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die gesamte humanitäre Lage in Haiti verschärft. Über 5 Millionen Menschen, das sind 50% der Bevölkerung, sind akut von Hunger bedroht. Besonders betroffen sind Kinder. Die Hilfslieferungen werden oft von Gangs blockiert, wodurch der Lebensmittelanbau im Land zum Erliegen gekommen ist. Die UN haben rund 362.000 intern Vertriebene in Haiti gezählt. Eine ungünstige Kombination aus politischem Vakuum, ausgelöst durch den Rücktritt des Premierministers Ariel Henry im März 2024, und einem Übergangspräsidialrat, der noch keine Ordnung herstellen konnte, verschärft die Krise, wie ZDF berichtet.
Angesichts der dramatischen Situation sind internationale Anstrengungen gefordert. Die haitianische Regierung hat den UN-Sicherheitsrat um Unterstützung gebeten, während Länder wie die USA und andere Karibikstaaten für eine umfassende Friedensmission plädieren. Allerdings haben Russland und China Bedenken geäußert und fordern stattdessen eine Stärkung der haitianischen Polizei.