
Die Küste Niedersachsens ist geprägt von traditionellen Elementen wie Fischbrötchen und Krabbenkuttern. Vor diesem Hintergrund plant die Landesregierung einen umfassenden Fischereidialog, der Vertreter aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen soll. Die Initiative zielt darauf ab, die Herausforderungen der nachhaltigen Fischerei im niedersächsischen Küstenmeer zu adressieren. Laut dem Weser Kurier ist eine Auftaktveranstaltung für Ende April in Wilhelmshaven angestrebt, gefolgt von weiteren Gesprächsrunden, an denen auch das Umweltministerium beteiligt sein wird.
Der Dialog hat vor allem die sinkende Zahl aktiver Küstenfischer im Fokus, die 2024 auf nur noch 57 Betriebe zurückgegangen ist. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit rückläufigen Fangmengen bei Krabben, Muscheln und Frischfisch. Die Fanggebiete in der Nordsee werden zudem durch den Ausbau von Offshore-Windparks zunehmend eingeschränkt. Ein weiteres zentrales Anliegen wird sein, striktere Vorgaben für den Meeresnaturschutz zu berücksichtigen. Die EU-Biodiversitätsstrategie sieht vor, dass bis 2030 mindestens 30% der EU-Gewässer unter Schutz stehen, wobei 10% dieser Flächen als streng geschützt gelten sollen.
Nachhaltige Fischerei im Fokus
Der Fischereidialog ist nicht nur eine lokale Initiative. Er ist Teil des Koalitionsvertrags zwischen SPD und Grünen zur Förderung einer nachhaltigen Küstenfischerei. Die angestrebten Lösungen sollen zugleich den Umweltaspekten Rechnung tragen und den Betroffenen der Fischerei finanzielle Perspektiven bieten. Die Ergebnisse der Zukunftskommission Fischerei auf Bundesebene, dessen finales Ergebnis Anfang April erwartet wird, sollen ebenfalls in den Dialog einfließen.
Auf europäischer Ebene hat die EU-Kommission umfassende Vorschläge unterbreitet, um den Fischerei- und Aquakultursektor nachhaltiger und widerstandsfähiger zu gestalten. Ziel dabei ist es, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Auswirkungen auf die Meeresökosysteme zu reduzieren. EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius betont die Notwendigkeit eines „Pakts für Fischerei und Ozeane“ und kündigte eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen Fischereigemeinden an.
Klimaneutralität bis 2050
Die Kommission verfolgt dabei ehrgeizige Ziele, wie die Klimaneutralität des Sektors bis 2050. Diese Vorgaben stehen im Kontext einer stärkeren Nutzung sauberer Energiequellen und der Verbesserung der Kraftstoffeffizienz. Zudem sollen Mitgliedstaaten dazu aufgefordert werden, die Grundschleppnetzfischerei in besonders empfindlichen Gebieten schrittweise einzustellen. Diese Maßnahmen und der Meeresaktionsplan sollen dazu beitragen, den negativen Auswirkungen der Fischerei entgegenzuwirken und die Meeresökosysteme zu schützen.
Ebenfalls zentral für die nachhaltige Fischerei ist die Entwicklung belastbarer Fischbestände. Eine aktuelle Studie im internationalen Wissenschaftsmagazin Frontiers in Marine Science zeigt, dass Fischbestände von MSC-zertifizierten Fischereien gesündere Größen aufweisen als konventionelle Bestände. Über 35 % der weltweiten Fischbestände sind gegenwärtig überfischt, was die Dringlichkeit nachhaltiger Praktiken unterstreicht. Nachhaltige Fischereien sind entscheidend für die Erhaltung der Meere und fördern langfristig stabile Erträge für die beiden Sektoren.Fisch und Fang hebt hierfür die positiven Effekte von Zertifizierungen hervor und stützt die Argumentation für einen nachhaltigen Umgang mit Fischbeständen.
Insgesamt positioniert sich die Landesregierung von Niedersachsen durch diesen Dialog und in Abstimmung mit EU-Vorgaben klar für eine zukunftsfähige Fischerei, die sowohl der Umwelt als auch der wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung trägt.