
In Niedersachsen ist der Krankenstand im Jahr 2024 leicht gesunken und liegt nun bei 5,5 % im Vergleich zu 5,7 % im Vorjahr. Diese Daten wurden aus einer Analyse von 225.000 erwerbstätigen Versicherten der DAK-Gesundheit erhoben. Auch der bundesweite Krankenstand beträgt 5,4 %. Der Rückgang ist bemerkenswert, da die durchschnittliche Krankendauer bei rund 20 Tagen pro erwerbstätigem Versicherten liegt, was im Vergleich zu fast 21 Tagen im Jahr 2023 eine positive Entwicklung darstellt. Dennoch gibt es Herausforderungen, insbesondere bei psychischen Erkrankungen, die im Schnitt 346 Fehltage je 100 Versicherte verursachten, was einen Anstieg von 1,1 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dies zeigt, dass trotz eines allgemeinen Rückgangs bei anderen Erkrankungen wie Muskel-Skelett-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen diese Probleme weiterhin präsent sind. Laut Weser Kurier sind Rückenschmerzen mit 364 Fehltagen je 100 Versicherte um 9,2 % gesunken, während Atemwegserkrankungen 358 Fehltage verursachten und um 8,8 % zurückgegangen sind.
Dirk Vennekold, Landeschef der DAK-Gesundheit Niedersachsen, kommentierte, dass der Rückgang des Krankenstands nicht die Dynamik wie vor drei Jahren aufweise. Im Jahr 2022 gab es einen sprunghaften Anstieg der Fehltage, ausgelöst durch die elektronische Übermittlung ärztlicher Atteste. Eine Forsa-Umfrage ergab, dass 57 % der Beschäftigten sich immer ein ärztliches Attest holen, wobei nur 23 % dies ab dem ersten Fehltag für erforderlich erachten. Vennekold warnt vor einem Misstrauen in Unternehmen: „Das ist ein Zeichen negativer Wertschätzung und ein Gesundheitsrisiko.“ Er empfiehlt, dass Betriebe und Behörden sich um gesundes Arbeiten kümmern sollten. Parallel zur Betrachtung des Krankenstands fordert Vennekold eine tiefgehende Diskussion über die Ursachen für diese hohen Zahlen, um schnellere Lösungen zu vermeiden, etwa die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung.
Erkrankungen im Fokus
Besonders im dritten Quartal 2023 stiegen die Krankschreibungen um 11,4 % auf 48 Fälle pro 100 Beschäftigte, was einen alarmierenden Trend darstellt. Die durchschnittliche Dauer der Erkrankungen betrug 9,8 Tage, ein leichter Rückgang gegenüber 10,8 Tagen im Vorjahresquartal. Muskel-Skelett-Erkrankungen führten mit 94 Fehltagen je 100 Versicherte das Ranking der Ursachen für den Arbeitsausfall an, gefolgt von psychischen Erkrankungen. Atemwegserkrankungen, wie Bronchitis, waren für 64 Fehltage je 100 Versicherte verantwortlich und zeigen einen Anstieg von 13 % im Vergleich zum Vorquartal. Diese Zahlen verdeutlichen die Verantwortung der Arbeitgeber, sich verstärkt mit der Gesundheit ihrer Mitarbeiter auseinanderzusetzen, um Ausfälle zu reduzieren. Der Krankenstand in Niedersachsen lag im Jahr 2023 zudem um 0,1 Prozentpunkte über dem bundesweiten Durchschnitt von 5,0 %. Dies wurde im Gesundheitsreport der DAK-Gesundheit erörtert, der die Trends in der Gesundheitsversorgung und Krankheitsursachen dokumentiert.
Der DAK-Gesundheitsreport 2023 verzeichnete, dass über die Hälfte der Beschäftigten mindestens einmal im Jahr krankgeschrieben war. Dabei bleiben psychische Erkrankungen eine der Hauptursachen, die oft durch Wechselwirkungen zwischen privaten und beruflichen Faktoren verstärkt werden. Andreas Storm, Vorstand der DAK, äußerte sich alarmierend über diese hohen Fehlzeiten, insbesondere in Bereichen wie der Altenpflege und Kinderbetreuung, wo die Krankenstände bei 7,4 % und 7 % liegen – deutlich über dem Durchschnitt. Diese Situation ist zudem durch einen akuten Personalmangel gekennzeichnet, der häufig zu Müdigkeit und Schlafstörungen beiträgt.
Handlungsbedarf in Unternehmen
Die DAK-Gesundheit betont, dass Unternehmen proaktive Maßnahmen ergreifen müssen, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern. Dazu gehört eine gezielte Schichtplanung und die Schaffung einer positiven Unternehmenskultur. Professor Volker Nürnberg fordert, dass Führungskräfte sich aktiv um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern und die Veränderungen in der Arbeitswelt, etwa durch New Work und Digitalisierung, proaktiv gestalten. Stress und Druck, verbunden mit mangelnder Erholung, haben einen nachteiligen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die sinkenden Zahlen im Krankenstand in Niedersachsen ein positives Licht auf die Bemühungen im Gesundheitswesen werfen, jedoch auch die Notwendigkeit von Veränderungen und Interventionen in den Unternehmen unterstreichen. Unternehmen sollten die Entwicklungen ernst nehmen und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter in den Vordergrund stellen, um eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Gesundheit zu erreichen. Weitere Informationen sind in den aktuellen Berichten und Analysen der DAK-Gesundheit zu finden, die Herausforderungen und Trends im deutschen Gesundheitssystem detailliert beleuchten. Der DAK Gesundheitsreport bietet dazu wertvolle Einblicke und Handlungsempfehlungen.