
Am Montag, dem 7. April 2025, wird Jean-Claude Trichet, der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), zu den Hildesheimer Finanz-, Wirtschafts- und Währungsgesprächen an der Universität Hildesheim eingeladen. Die Veranstaltung beginnt um 18:15 Uhr im Hörsaal 2 und wird von Geschichtsprofessor Michael Gehler, dem Leiter des Instituts für Geschichte, organisiert. Themen werden unter anderem der Zusammenhang von Wirtschaft und Finanzen sowie die historische und politische Perspektive auf die Zukunft der Europäischen Union (EU) sein. Trichet, der die EZB von 2003 bis 2011 leitete, bringt umfangreiche Erfahrung als Berater französischer Wirtschafts- und Finanzminister mit und war maßgeblich an der Einführung des Euro beteiligt. Besonders hervorzuheben ist seine Erfahrung während mehrerer bedeutender Krisen, darunter die Finanzkrise 2008.
Auf der Veranstaltung wird Trichet nicht nur über die Rolle der EZB in der Euro-Krise sprechen, sondern auch die deutsch-französische Zusammenarbeit und den Einfluss des Ukraine-Kriegs auf die EU und die Sicherheit in Europa thematisieren. Die Diskussion findet in englischer Sprache statt und wird durch deutsche Übersetzungen per Bildschirmtext unterstützt. Teilnehmende haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen und eigene Perspektiven einzubringen. Gehler hat bereits ab 2007 die Europagespräche durchgeführt, eine Reihe, die nun unter neuem Namen fortgesetzt wird. Dies unterstreicht das Ziel, historische und gegenwärtige Themen aus Wirtschaft, Politik und Historie zu verknüpfen, um ein tieferes Verständnis der EU zu fördern, wie uni-hildesheim.de berichtet.
Trichet und die Herausforderungen der EZB
In einem kürzlich geführten Interview anlässlich des 25-jährigen Bestehens der EZB sprach Trichet über die Herausforderungen, denen die Zentralbank gegenübersteht. Während seiner Amtszeit stieg die Anzahl der Mitgliedstaaten in der Eurozone von 12 auf 20. Er betonte, dass 79 % der Bevölkerung in der Eurozone mittlerweile Vertrauen in die EZB habe, obwohl anfangs Skepsis herrschte. Diese positive Entwicklung, so Trichet, ist ein Zeichen für die Widerstandsfähigkeit der EZB in Krisensituationen. In den letzten Jahren habe die EZB die Zinsen sieben Mal erhöht, um auf die steigende Inflation zu reagieren, die durch mehrere externe Schocks, einschließlich des Ukraine-Kriegs, verstärkt wurde, wie tagesschau.de anmerkt.
In diesem Kontext warnte Trichet, dass die EZB die Schwere der Inflation keinesfalls unterschätzen dürfe. Der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Energie- und Nahrungsmittelkrisen führten zu einem signifikanten Angebots-Schock in Europa, der weitaus stärker ausfiel als in den USA. Trichet ist jedoch zuversichtlich, dass die EZB mittelfristig wieder eine Inflationsrate von etwa 2 % erreichen wird, die als fundamentales Ziel festgelegt wurde. Die EZB stellt klar, dass ihr Mandat die Preisstabilität ist, und ihr Handeln muss sich hauptsächlich darauf konzentrieren, wie die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, in einem Vortrag im November 2022 hervorhob, wie die ecb.europa.eu berichtet.
Das aktuelle Inflationsumfeld ist von Veränderungen geprägt, die seit der Währungsunion rapide zugenommen haben. Die EZB hat ihre Leitzinsen um 200 Basispunkte angehoben, um die Preisstabilität sicherzustellen und weiteren möglichen Zweitrundeneffekten entgegenzuwirken, die aus den gestiegenen Inflationserwartungen resultieren können. Trichet und Lagarde betonen gemeinsam die Wichtigkeit einer klaren und konsequenten Geldpolitik als Reaktion auf die dynamischen wirtschaftlichen Herausforderungen, die durch die geopolitischen Entwicklungen verstärkt werden.
Trichet sieht die Fortsetzung der europäischen Integration als unabdingbar an. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten und der Herausforderungen der globalen Wirtschaft betont er die Notwendigkeit, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Das bevorstehende Gespräch an der Universität Hildesheim wird eine Gelegenheit bieten, diese Fragen vertieft zu erörtern und den Dialog über die Richtung der Europäischen Union fortzusetzen.