
Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat kürzlich ein neues ambulantes Behandlungsangebot zur Unterstützung von Menschen mit einer Glücksspielstörung ins Leben gerufen. Angesichts der alarmierenden Zahlen aus dem „Glücksspielatlas 2023“ haben 7,7 Prozent der Glücksspielenden eine solche Störung. Dies macht das Thema Glücksspielsucht zu einem dringenden gesellschaftlichen Anliegen, das nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Familien und Gemeinschaften betrifft. Das Angebot richtet sich insbesondere an Erwachsene und startet im Januar 2024.
Die bei der MHH angesiedelte Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie bietet nun eine strukturierte ambulante Therapie an. Diese besteht aus acht Sitzungen, die jeweils 100 Minuten dauern. Die Therapie umfasst Module des Metakognitiven Trainings, die darauf abzielen, Denkverzerrungen zu identifizieren und zu korrigieren. Diese Form der Gruppentherapie fördert die Selbststeuerung und hilft dabei, Verhaltensexzesse zu reduzieren. Die Erkrankung entwickelt sich oft schleichend und kann zu finanziellen Problemen und familiären Krisen führen.
Forschung und Behandlung vereint
Im Rahmen eines Forschungsprojektes mit dem Titel „Wetten, du spielst nicht mehr“ sucht die MHH Teilnehmer, die entweder unter einem risikoreichen Spielverhalten oder einer diagnostizierten Abhängigkeit leiden. Vor und nach der Therapie werden psychologische Testungen durchgeführt, die auch Blut- und Speichelproben einschließen. Diese Proben werden untersucht, um Stresshormone zu analysieren. Teilnehmer der Studie erhalten eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro für ihre Mitwirkung.
Interessierte können sich direkt an Dr. Phileas Proskynitopoulos wenden, um Informationen zu erhalten und sich für die Studie anzumelden (E-Mail: proskynitopoulos.phileas@mh-hannover.de). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ohne vorherige Terminvereinbarung an einer Diagnostik in der Psychiatrischen Poliklinik der MHH teilzunehmen. Die Sprechzeiten sind montags, mittwochs und freitags von 9.00 bis 11.00 Uhr, telefonisch erreichbar ist die Klinik unter (0511) 532-9190.
Ein breiteres Hilfsnetzwerk
Zusätzlich zu den Therapieangeboten bei der MHH gibt es zahlreiche Beratungs- und Informationsstellen bundesweit für Menschen, die von Glücksspielsucht betroffen sind. Eine umfassende Übersicht über Hilfsangebote ist auf der Website bundesweit-gegen-gluecksspielsucht.de verfügbar. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet unter der Telefonnummer 0800 – 137 27 00 ein kostenloses und anonymes Beratungstelefon an, das Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr sowie Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr zur Verfügung steht.
Die Problematik der Glücksspielsucht erstreckt sich über alle Altersgruppen und sozialen Schichten, am häufigsten sind jedoch Männer zwischen 20 und 30 Jahren betroffen. Die sich durch die Änderung des Glücksspielstaatsvertrags 2021 ergebenden Möglichkeiten, wie Online-Poker und Online-Casinos, haben das Risiko für eine Suchtentwickelung weiter erhöht.
Durch die Initiativen der MHH und die Bereitstellung von niederschwelligen Therapieangeboten soll Betroffenen geholfen werden, die oft zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Verknüpfung von Forschung und praktischer Therapie ist ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Glücksspielsucht.