
Der Lärm von Baumaschinen ist zurzeit allgegenwärtig in der östlichen Fußgängerzone Delmenhorsts. Auf der einstigen Hertie-Brache, die Stadtplaner als „Herzstück der Innenstadt“ betrachten, schreitet der Rückbau voran. Die Neubauplanungen, die sich zwischen der Langen Straße und der Bebelstraße erstrecken, gewinnen zunehmend an Fahrt. Ungefähr ein Drittel der Y-förmigen Baufläche bleibt im städtischen Besitz, während zwei Drittel an private Investoren verkauft werden.
Das geplante Konzept sieht vor, dass ein Teil der öffentlichen Flächen eine Zweigstelle der Berufsbildenden Schulen (BBS) II beherbergen wird. Die Angebote sollen unter anderem eine Schauküche im Erdgeschoss, gastronomische Einrichtungen, einen Multifunktionsraum sowie weitere Räume für die BBS II umfassen. Die Stadt Delmenhorst hat zudem das Ziel, soziale Berufe wie Sozialpädagogen, Pflegekräfte und Hauswirtschafter in die Innenstadt zu lotsen.
Architekturwettbewerb und städtische Vision
Die Stadt hat einen Architekturwettbewerb für den zukünftigen Hochbau mit Schule ausgerufen, wobei die Vorgabe lautet: „Die Schule ist zuerst da und sie bestimmt den Charakter des Ortes.“ Architekten sind gefordert, einerseits die Sichtachse zur Stadtkirche zu gewährleisten und andererseits einen öffentlichen Platz zu schaffen. Der Gewinner des Wettbewerbs, der 2026 bekanntgegeben werden soll, soll im Jahr 2027 mit dem Bau beginnen.
In der Bebelstraße sind zudem drei Mehrfamilienhäuser im Kirchenquartier geplant. Hier formiert sich jedoch bereits Kritik von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, die sich um die Belastung des Kirchengrundstücks sorgt. Detlef Roß von der SPD bezeichnet das Vorhaben als „Meilenstein für die Innenstadt“, während Claus Hübscher von der FDP Bedenken zur Machtverteilung zwischen öffentlichem und privatem Bereich äußert.
Rückbauarbeiten und Umweltschutz
Der Rückbau des Hertie-Gebäudes begann im Frühjahr 2022, nachdem die Stadt das Gebäude 2021 für etwa sieben Millionen Euro erworben hatte. Die Abrissarbeiten verliefen als „relativ geräuscharm“. Der Antransport von Füllsand ist in vollem Gange. So wurden insgesamt 3.700 Kubikmeter Füllsand angeliefert, und weitere 22.500 Kubikmeter sind für die endgültige Verfüllung geplant. Der Abtransport von Materialien umfasste 770 Tonnen Bitumengemische, 950 Tonnen Betonschutt und 570 Tonnen Bauschutt.
Stadt und Unternehmen bemühen sich um umweltfreundliche Umsetzung der Arbeiten. Es werden Lärm- und Erschütterungsmessungen durchgeführt, um die Auswirkungen auf die Nachbarschaft zu dokumentieren. Dabei wird auch auf die Einhaltung der Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) geachtet, um sicherzustellen, dass keine Schadstoffe freigesetzt werden. Die Fenster der umliegenden Gebäude können während der Abbrucharbeiten geöffnet bleiben. Die Staubentwicklung wird durch begleitendes Benässen minimiert.
Bürgerbeteiligung und zukünftige Planungen
Die Stadt Delmenhorst plant, im Jahr 2024 ein Konzept für die Vergabe zur neuen Bebauung der Fläche zu erstellen. Dabei soll Bürgerbeteiligung eine zentrale Rolle spielen. Nach den Richtlinien für eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung sollen die Besonderheiten der Gemeinde sowie die Ziele und Anforderungen der Planungsaufgabe berücksichtigt werden. Die Stadt hat daher eine Kommunikationsstelle eingerichtet, um den Bürgern Fragen zu den Abbrucharbeiten und zur weiteren Planung zu beantworten. Renate Jurgesa von konsalt GmbH steht dabei als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Die Faszination für städtebauliche Entwicklung zeigt sich auch an den weiteren Plänen für Delmenhorst, die unter anderem die Neugestaltung des Marktplatzes und die Entwicklung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) umfassen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Entwicklungen auf der Hertie-Brache nicht nur einen großen Schritt in der städtebaulichen Sanierung Delmenhorsts darstellen, sondern auch ein Beispiel für die Integration von Bürgeranliegen in moderne Stadtplanung sind.
Für weitere Informationen zu den Rückbauarbeiten können sich Interessierte an delmenhorst.de wenden. Informationen über Bürgerbeteiligung im Städtebau sind auf buergerbeteiligung-staedtebau.bayern.de verfügbar. Berichte über die Fortschritte finden sich auch auf weser-kurier.de.