
Die Beobachtung der Jahreszeiten hat in den letzten Jahrzehnten merkliche Veränderungen erfahren. Der Frühling hat sich in vielen Regionen Deutschlands deutlich verschoben, was die Phänologie – die Lehre von den Entwicklungsvorgängen von Lebewesen im Freien – besonders relevant macht. Laut Ostsee Zeitung hat sich der Zeitpunkt der Blüte der Hasel, die traditionell den Vorfrühling einleitet, in vielen Teilen Deutschlands vorverlagert.
In der Nordseeküste, der Pfalz und bei Leipzig blühte die Hasel bereits in der zweiten Kalenderwoche des Jahres 2025. Dies ist ein klares Zeichen für den Beginn des phänologischen Frühlings. Die Haselblüte wird von der Blüte der Forsythien gefolgt, die den Erstfrühling einleitet und in vielen Gärten derzeit zu sehen ist. Diese Veränderungen werden von über 1000 ehrenamtlichen Helfern beobachtet, die regelmäßig die Pflanzenentwicklung dokumentieren und ihre Daten an den Deutschen Wetterdienst übermitteln.
Phänologische Einteilung
Die phänologischen Jahreszeiten unterscheiden sich von den meteorologischen und sind nicht fixiert, sondern unterliegen den natürlichen Gegebenheiten. Sie werden anhand spezifischer Pflanzenentwicklungen in zehn Jahreszeiten unterteilt, beginnend mit dem Vorfrühling, der von der Hasel- und Schneeglöckchenblüte geprägt ist, gefolgt vom Erstfrühling, in dem die Forsythie blüht und Stachelbeeren ihre Blätter entfalten. Dies wurde detailliert auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes erläutert.
Im Vollfrühling blühen die Apfelbäume und auch die Blätter der Stiel-Eiche entfalten sich. Dieser für viele Landwirte wichtige Zeitraum wurde in den letzten 60 Jahren erheblich verkürzt. Beispielsweise blühte die Hasel im Jahr 2023 in Mühlen-Eichsen bereits am 19. Januar, während es vor zwei Jahrzehnten noch der 19. März war. In Schwegen bei Cuxhaven wurde die Hasel sogar schon am 7. Januar gesichtet, was auf die dramatischen Verschiebungen hindeutet.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Entwicklungen sind nicht nur ein Signal für die Phänologie, sondern auch ein Zeichen des Klimawandels. Deutschlandweit hat sich die Vegetationsperiode seit 1961 um mehr als zwei Wochen verlängert. Die Verschiebungen phänologischer Phasen haben unter anderem Auswirkungen auf die Tierwelt: Manche Vogelarten haben einen erhöhten Bruterfolg, während andere unter Nahrungsmangel leiden, was gravierende Folgen für die Biodiversität haben kann. Dies wird im Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel detailliert thematisiert, wie auf der Webseite des Umweltbundesamtes zu lesen ist.
Zusammenfassend zeigen die aktuellen Beobachtungen und Daten, dass die Phänologie eine wertvolle Quelle für das Verständnis der Veränderungen in unseren Ökosystemen darstellt. Die frühere Blütezeit der Pflanzen hat weitreichende Folgen für die Landwirtschaft sowie für Allergiker und verdeutlicht die drängenden Herausforderungen des Klimawandels.