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Ermittlungen zu Klaasohm-Fest eingestellt: Der kontroverse Brauch unter Druck

Die Ermittlungen zu möglichen Übergriffen beim umstrittenen Klaasohm-Fest auf Borkum wurden eingestellt. Trotz 25 Anzeigen zeigten sich keine Geschädigten. Veranstalter kündigen Abschaffung von Gewalt-Ritualen an.

Die Staatsanwaltschaft Aurich hat die Ermittlungen zu möglichen Übergriffen auf Frauen während des umstrittenen Nikolausbrauchs „Klaasohm“ auf der Nordseeinsel Borkum eingestellt. Hintergrund sind 25 Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt sowie Strafvereitelung im Amt. Diese Anzeigen basierten jedoch ausschließlich auf Medienberichterstattung und nicht auf offiziellen Meldungen von Geschädigten. Laut der Mopo gab es keine Anzeige von Frauen, die von Übergriffen betroffen waren.

Das Festival hat in der jüngsten Vergangenheit aufgrund kritischer Berichterstattung, vor allem durch das ARD-Magazin „Panorama“, bundesweit für Entsetzen gesorgt. Der Nikolausbrauch „Klaasohm“ beinhaltet traditionell das Schlagen von Frauen mit Kuhhörnern, was in der Gesellschaft als nicht mehr akzeptabel angesehen wird. Anonyme Berichte von Borkumerinnen über aggressive Übergriffe trugen zu einer Welle der Empörung bei.

Änderungen im Brauch

Aufgrund der massiven Kritik kündigten die Veranstalter, der Verein Borkumer Jungens, an, den „Brauch des Schlagens“ abzuschaffen. In dem Fest, das seit Generationen auf Borkum gefeiert wird, haben rituelle Kämpfe und das Festhalten von Frauen durch „Fänger“ traditionell eine Rolle gespielt. Dennoch betont der Verein nun den Fokus auf den Zusammenhalt der Insulaner und distanziert sich ausdrücklich von Gewalt gegen Frauen.

Ein Video des NDR-Reportageformats „STRG_F“, das die Brauchtumspflege dokumentierte, erreichte binnen kürzester Zeit 700.000 Aufrufe und löste einen „Shitstorm“ gegen die Veranstalter aus. Dies führte dazu, dass einige Touristen ihren Urlaub auf Borkum absagten. Bürgermeister Jürgen Akkermann bezeichnete das Verhalten einzelner Teilnehmer als Fehlverhalten und weist darauf hin, dass die Polizei eine „Null-Toleranz-Linie“ verfolgen wird. Dies beinhaltet, dass Gespräche mit Veranstaltern und dem zuständigen Ministerium geführt werden sollen.

Reaktionen aus der Bevölkerung

Trotz der verbreiteten Kritik gab es auch Befürworter, die für den Erhalt des Brauches demonstrierten. Am Sonntag versammelten sich zwischen 150 und 200 Borkumerinnen friedlich, um ihre Unterstützung für „Klaasohm“ zu zeigen. Online formierte sich Protest gegen die negative Berichterstattung, wobei auch die Notwendigkeit einer offenen Debatte über den Brauch hervorgehoben wurde.

Die Polizei hat Frauen, die Gewalt erfahren haben, ermutigt, Strafanzeige zu stellen, um eine mögliche Dunkelziffer von Übergriffen zu verringern. Angesichts der Änderungen, die nach den jüngsten Vorfällen in dem Brauch vorgenommen werden, bleibt abzuwarten, wie sich die Tradition in Zukunft entwickeln wird. Laut Süddeutscher Zeitung verlief das Fest im vergangenen Dezember laut Polizei friedlich, was zeigt, dass der Druck auf die Veranstalter möglicherweise bereits erste positive Veränderungen mit sich brachte.

Die kulturellen Wurzeln des „Klaasohm“-Festes reichen bis zu den Zeiten der Walfänger zurück und spiegeln eine Tradition wider, die nun mit Herausforderungen konfrontiert wird. Das Fest findet jedes Jahr am Abend vor dem 6. Dezember statt und war lange Zeit ein fester Bestandteil der norddeutschen Kultur, der jedoch jetzt einer Neubewertung unterzogen wird.Tagesspiegel hat ebenfalls über den sich wandelnden Charakter dieser alten Tradition berichtet.

Referenz 1
www.mopo.de
Referenz 2
www.sueddeutsche.de
Referenz 3
www.tagesspiegel.de
Quellen gesamt
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