
Prof. Dr. Daniel Todt hat zum 1. Januar 2025 die Professur „Translationale und Computergestützte Infektionsforschung“ an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum übernommen. Todt, der seit 2018 an der Ruhr-Universität tätig ist, möchte die Verbindung zwischen der akademischen Forschung und der klinischen Medizin stärken. Ziel seiner Forschung ist ein besseres Verständnis der Prozesse, die eintreten, wenn Krankheitserreger Wirtszellen befallen. Dies soll letztlich Patientinnen und Patienten des Universitätsklinikums zugutekommen. news.rub.de berichtet, dass Todt genetische Sequenzierungen und bioinformatische Auswertungen nutzen wird, um genetische Veränderungen von Viren zu verfolgen, wobei besonders die Resistenz von Virusvarianten gegen Medikamente im Fokus steht.
Ein aktuelles Beispiel für seine Forschung ist die Mutation im Hepatitis-E-Virus, die es resistent gegen das Medikament Sofosbuvir macht. Dies ist Teil eines umfassenden Forschungsprojekts namens VirBio, welches unter Todts Leitung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über fünf Jahre gefördert wird. Dieses Projekt untersucht, weshalb Medikamente bei einigen Patienten wirken und bei anderen nicht gesundheitsforschung-bmbf.de berichtet. Der Schwerpunkt liegt zunächst auf dem Hepatitis-E-Virus, das jährlich etwa drei Millionen Menschen infiziert und etwa 70.000 Todesfälle verursacht.
Die Herausforderungen der Hepatitis-E-Forschung
Das Hepatitis-E-Virus (HEV) kann akute Leberentzündungen hervorrufen, die oft folgenlos ausheilen, jedoch für immungeschwächte Personen, Menschen mit Leberschädigung oder schwangere Frauen gefährlich werden können. Die Übertragung des Virus erfolgt in der Regel über kontaminierte Lebensmittel, insbesondere durch den Verzehr von Schweinefleisch oder durch verunreinigtes Trinkwasser. Eine weitere potenzielle Quelle sind sporadische Infektionen durch genetisch abweichende HEV-Stämme aus Ratten charite.de hebt hervor, dass HEV weltweit jährlich etwa 44.000 Todesfälle verursacht und in Deutschland rund 300.000 Personen jedes Jahr infiziert.
In einem neueren Forschungsansatz wird die evolutionäre Entwicklung des Hepatitis-E-Virus untersucht, insbesondere die Rolle von Nagetieren in der Virusverbreitung. Dazu werden öffentliche Datenbanken nach genetisch unterschiedlichen HEV-Stämmen durchforstet und über 2.000 Leberproben analysiert. Dies soll helfen, die Vielfalt der HEV-Stämme besser zu verstehen und zu erkennen, wie diese Viren von Nagetieren auf den Menschen übertragen werden. Die Studie zeigt, dass eine umfassende globale Überwachung des HEV von essenzieller Bedeutung ist, um das Risiko von weiteren Infektionen zu minimieren.
Ein interdisziplinärer Ansatz zur Bekämpfung von Virusinfektionen
Die Initiative „Translationskeime“ an der Medizinischen Fakultät unterstützt auch die Grundlagenforschung und fördert Medizinstudierende, die an Doktorarbeitsthemen interessiert sind. Durch die enge Zusammenarbeit mit Kliniken soll die Auswertung klinischer Daten dazu beitragen, bestehende Forschungslücken zu schließen und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Todts Arbeiten profitieren maßgeblich von der guten Forschungsinfrastruktur in Bochum, darunter eine neue Sequencing Core Facility.
Daniel Todt bringt eine fundierte akademische Ausbildung und umfangreiche Forschungserfahrung mit. Nach seinem Bachelorabschluss in Bioinformatik und einem Masterabschluss in Biomedizin hat er seine Promotion am Institut für Experimentelle Virologie des TWINCORE abgeschlossen. Seit April 2018 ist er als Postdoktorand und Virusinformatiker an der Ruhr-Universität Bochum tätig und erhält seit April 2022 Unterstützung vom BMBF im Rahmen des Förderprogramms „Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung“.