
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es neue Hoffnung für stillgelegte Bahnstrecken. Eine umfassende Untersuchung zur Reaktivierung dieser Strecken, die von der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern im Auftrag des Wirtschaftsministeriums durchgeführt wurde, zeigt vielversprechende Ansätze für mehrere Verbindungen. Beauftragt wurde die PTV Transport Consult GmbH im Oktober 2023, die nun die Erschließung des Fahrgastpotenzials untersucht hat. Sechs Strecken stehen dabei im Fokus, die unter anderem die Kaiserbahn, eine Verbindung zwischen Hagenow und Zarrentin bis zur Landesgrenze nach Schleswig-Holstein, umfasst.
Die Verkehrsgesellschaft nennt acht potenzielle Routen für die Reaktivierung. Diese sind:
- Kaiserbahn (Hagenow – Zarrentin)
- Neubrandenburg – Friedland
- Greifswald – Lubmin
- Blankenberg – Sternberg – Dabel
- Neustrelitz – Feldberg
- Stralsund – Ozeaneum
Fahrgastprognosen und Anforderungen
Für die Kaiserbahn wurde eine mögliche Reaktivierung prognostiziert, während für die Strecke von Neubrandenburg nach Friedland 534 Fahrgäste an Werktagen und für die Strecke Greifswald-Lubmin 369 Fahrgäste an Werktagen sowie 522 an Wochenendtagen erwartet werden. Diese verschiedenen Prognosen für die Strecke nach Lubmin können dabei durch den Freizeitverkehr bedingt sein, da Lubmin als Ostseebad beliebt ist. Oberbürgermeister Stefan Fassbinder von Greifswald äußerte sich optimistisch über das Potenzial der Linie.
Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse, die den urheberrechtlichen Bundesrichtlinien entsprechen soll, wird bis zur Mitte des Jahres 2025 erwartet. Die Ministeriumsmitteilung gibt jedoch keine konkreten Zahlen für die Kaiserbahn an. Anstatt die Reaktivierung von weiteren Strecken wie Blankenberg – Sternberg – Dabel, Neustrelitz – Feldberg und Stralsund – Ozeaneum voranzutreiben, wurden hier zu niedrige Nachfragewerte ermittelt, die eine finanzielle Unterstützung unmöglich machen.
Alternative Mobilitätslösungen
Stattdessen konzentriert sich die Verkehrsgesellschaft auf den Ausbau regiotouristischer Buslinien im Rahmen einer Mobilitätsoffensive. In Stralsund können die Fahrgäste außerdem auf das bestehende Angebot des Stadtbusses zurückgreifen. Die Entscheidung, welche Strecken reaktiviert werden sollen, fällt nicht leicht, da es oft an der Anzahl der prognostizierten Fahrgäste scheitert.
Im gleichen Atemzug laufen Untersuchungen zur Reaktivierung der Mecklenburgischen Südbahn von Parchim nach Malchow und der Strecke von Güstrow über Plau nach Meyenburg in Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg. Die ersten Ergebnisse dieser Initiative werden im zweiten Quartal 2024 erwartet.
Die Herausforderungen, die mit der Reaktivierung von Bahnstrecken verbunden sind, sind in Deutschland oft größer als beispielsweise in Polen, wo Reaktivierungen weniger wirtschaftlich orientiert und meist schneller umgesetzt werden. Diese Gegebenheiten und die Notwendigkeit, regelmäßig genügend Fahrgäste nachzuweisen, um Unterstützung für eine Reaktivierung zu erhalten, stehen im Kontrast zu dem Stimulus, den diese Maßnahmen für ländliche Gebiete bringen könnten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bemühungen zur Reaktivierung der Bahnstrecken in Mecklenburg-Vorpommern ein wichtiger Schritt zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und der Mobilität in der Region darstellen. Abgesehen von der Förderung des lokalen Tourismus könnte die Reaktivierung auch eine nachhaltige Verkehrspolitik unterstützen, die den Klimazielen Rechnung trägt.
Weitere Informationen zu den Einzelheiten der Untersuchung finden Interessierte unter Nordkurier, Rügen und Mee(h)r und taz.