
In Altdöbern, Brandenburg, hat ein Brand des Kulturhauses „Kultberg“ die gesamte Einrichtung nahezu zerstört. Der Vorfall ereignete sich in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 2022, wobei zunächst ein technischer Defekt als mögliche Ursache vermutet wurde. Doch die Ermittlungen der Polizei führten bald zu weiteren Erkenntnissen: Zwei 15-jährige Jugendliche sind in Verdacht geraten, die Brandstiftung verübt zu haben. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft Cottbus stehen diese Jugendlichen in Verbindung mit dem rechtsextremen Milieu der Gruppierung „Letzte Verteidigungswelle“.
Diese Gruppierung ist seit Mitte 2022 aktiv und zeigt sowohl in sozialen Medien als auch bei gewalttätigen Taten eine zunehmende Präsenz. Während die Ermittlungen andauern, wurde einer der Verdächtigen bereits im Februar 2023 festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft. Die Polizei kam im Verlauf der Ermittlungen auch Hinweisen von der Polizei Thüringen nach, was zur Identifizierung der mutmaßlichen Brandstifter beitrug. Die Staatsanwaltschaft hat sich bislang nicht zu den Fällen geäußert; der Generalbundesanwalt zieht eine Übernahme der Ermittlungen in Betracht, um der Sache weiter nachzugehen.
Unterstützung für den Wiederaufbau
Die Zerstörung des Kulturhauses hinterlässt nicht nur bauliche, sondern auch gesellschaftliche Lücken. Amtsdirektor Frank Neubert (SPD) plant den Wiederaufbau des Hauses und betont die Notwendigkeit, geeignete Räume für Veranstaltungen zu schaffen. Neubert hofft auf die Unterstützung des Landes, um die dringend benötigten Gelder für diesen Wiederaufbau zu sichern. In den zwei Jahren vor dem Brand wurden erhebliche Investitionen getätigt, darunter die Erneuerung der Elektrik und neue Toilettenanlagen.
Glücklicherweise gab es bei dem Brand keine Verletzten, jedoch beläuft sich der Sachschaden auf mehrere hunderttausend Euro. Die Polizei untersucht weiterhin die Brandursache, und Kriminaltechniker sind vor Ort aktiv. Der Brand brach im Dachgeschoss des Kulturhauses aus, weshalb das Betreten der Ruine als gefährlich eingestuft wird. In der aktuellen Situation liegt auch der Fokus auf der Suche nach Ersatzräumen für kulturelle Veranstaltungen.
Rechtsextremismus in Deutschland
Die Brandstiftung am „Kultberg“ fällt in einen besorgniserregenden Kontext, der in aktuellen Berichten des Verfassungsschutzes beleuchtet wird. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten auf 25.660, was einem Anstieg von 22,4 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Gewalttaten aus rechtsextremen Motiven nahmen ebenfalls zu, und die Zahl der rechtsextremistischen Personen beläuft sich aktuell auf etwa 40.600, was einen Anstieg von 1.800 Personen im Vergleich zu 2022 darstellt.
Besonders alarmierend ist der Trend, dass rechtsextremistische Musikveranstaltungen und Demonstrationen zunahmen. Die Anzahl der rechtsextremistischen Demonstrationen erreichte mit 367 den höchsten Stand seit den Corona-Schutzmaßnahmen. Diese Veranstaltungen spielen eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung rechtsextremistischer Ideologien und der Stärkung der Identität innerhalb dieser Gruppen.
Die Verknüpfungen zwischen dem Brand des Kulturhauses und der wachsenden rechtsextremen Gewalt in Deutschland sind offensichtlich. Die Betreiber des Kulturhauses „Kultberg“ hatten sich aktiv gegen Rechtsextremismus ausgesprochen, was möglicherweise der Grund für die gezielte Attacke sein könnte. Die Gesellschaft steht vor der Herausforderung, gegen diese Entwicklungen zusammenzuwirken und den Wiederaufbau nicht nur der Gebäude, sondern auch einer offenen und toleranten Kulturlandschaft zu fördern.
Insgesamt zeigt der Fall des Kulturhauses „Kultberg“ auf tragische Weise, wie tiefgreifen politische Extremismus und gesellschaftliche Spannungen in Deutschland verwurzelt sind. Es benötigt einen vereinten Ansatz aller Beteiligten, um diesen Gefahren entgegenzutreten und ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen.