
Am Dienstag begann am Mannheimer Landgericht ein Prozess, der die grausame Ermordung zweier ukrainischer Frauen zum Thema hat. Das angeklagte Ehepaar aus Sandhausen steht unter dem schweren Verdacht, die 27-jährige Mutter und ihre 51-jährige Mutter getötet zu haben, um in Besitz des Neugeborenen zu gelangen. Die Leichen der beiden Frauen wurden im März 2024 gefunden, was die Gesellschaft und die Flüchtlingsgemeinschaft schockierte.
Die junge Mutter lebte mit ihrer fünf Wochen alten Tochter und ihrer eigenen Mutter in einer Flüchtlingsunterkunft, nachdem sie aus der Ukraine geflohen war. Die Fluchtbewegung aus der Ukraine war infolge des russischen Angriffskriegs ab Februar 2022 erheblich angestiegen. Um diesen Krieg zu entkommen, suchten Tausende Schutz in Deutschland, wo bis Anfang 2024 etwa 4,3 Millionen ukrainische Flüchtlinge lebten, darunter auch die beiden Opfer dieses Verbrechens. Das Paar nutzte die Anfälligkeit dieser jungen Frauen aus, um seine kriminellen Ziele zu verfolgen.
Schreckliche Hintergründe der Tat
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau des Ehepaars, die 45 Jahre alt ist, einer Telegram-Gruppe zur Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge beigetreten war, um Kontakt zu werdenden Müttern aufzunehmen. Bei einem Treffen vor der Geburt des Babys soll sie der 27-Jährigen Beruhigungsmittel verabreicht haben, was zu Bewusstseinsstörungen führte. Erst nach der Geburt beschlossen die Angeklagten, beide Frauen zu töten, um das Baby mitnehmen zu können. Am Abend des 6. März 2024 wurde die Großmutter erschlagen und die Leiche an einem Anglersee in Bad Schönborn abgelegt.
Die Mutter wurde wenig später am Rheindamm bei Hockenheim tot aufgefunden. Das Ehepaar hatte in der Zwischenzeit das Baby entführt und war damit in ihr Haus in Sandhausen zurückgekehrt. Das Baby ist mittlerweile wohlauf und lebt jetzt bei seiner Tante in der Ukraine, die als Schwester der getöteten Mutter auftritt.
Der Prozessverlauf
Im Rahmen des Prozesses stehen die beiden Angeklagten wegen gemeinschaftlichen Mordes in zwei Fällen sowie wegen Entziehung Minderjähriger vor Gericht. Der erste Verhandlungstag war geprägt von intensiven Aussagen und der Vorstellung der Beweislage, die auf eine grausame und geplante Entführung hinweisen. Angesichts der Schwere der Vorwürfe sind insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt, mit einem möglichen Urteil am 21. Februar 2025.
Das erschütternde Verbrechen wirft nicht nur Fragen zur Sicherheit ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland auf, sondern verdeutlicht auch die Auswirkungen des Krieges und der damit verbundenen Fluchtbewegungen. Während etwa 1,4 Millionen Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, zeigt sich, wie verletzlich die betroffenen Frauen und Kinder in solchen Krisensituationen sind.
Wie die aktuellen Berichte über die Lebenssituation ukrainischer Flüchtlinge belegen, sind viele Schutzsuchende in Deutschland geblieben und suchen aktiv nach einem neuen Leben. Die Richtlinie zum vorübergehenden Schutz, die im Zuge der Fluchtbewegung aktiviert wurde, bietet diesen Menschen vorübergehende Sicherheit und Zugang zu Integrationskursen. Dennoch bleibt die Unsicherheit und die Bedrohung durch Kriminalität eine realistische Gefahr.
Das Ehepaar wird weiterhin unter strengen Sicherheitsvorkehrungen im Gericht verhandelt. Die Öffentlichkeit verfolgt den Prozess mit besorgtem Interesse, wobei die Schrecken der Tat und die Tragödie der betroffenen Familien stets im Vordergrund stehen.
Weitere Informationen zu den Hintergründen können bei SWR, Rheinpfalz und bpb nachgelesen werden.