
Marion Lagoda, eine Journalistin und ehemalige Mitarbeiterin der Frankfurter Rundschau, lebt heute mit ihrem Mann in Hamburg, doch ihre Wurzeln liegen im Bergischen Land. Die Autorin hat sich auf die Themen Natur und Garten spezialisiert und erfreut sich nun auch als Romanautorin großer Beliebtheit. Ihr neuester Roman „Der Himmel, unter dem wir Kinder waren“, veröffentlicht von C. Bertelsmann, beschäftigt sich mit einer bewegenden Kindheitsgeschichte, die in den 1930er Jahren spielt.
Die Handlung ist in der Kleinstadt Wermelskirchen angesiedelt, wobei Lagoda den Ort nicht namentlich nennt. Stattdessen möchte sie betonen, dass die Erlebnisse ihrer Protagonistin Clara in jedem Dorf der Region stattfinden könnten. Clara wächst in einer kleinen Hofschaft auf, deren Atmosphäre von der Vorfreude und Unbeschwertheit der Kindheit geprägt ist. Doch die Idylle wird brutal gestört, als die Nationalsozialisten an die Macht kommen.
Einblick in Claras Welt
Claras Familie ist durch ihren Lebensstil einzigartig. Ihr Vater arbeitet als Redakteur für eine kommunistische Tageszeitung und ihre Mutter ist für einen jüdischen Buchhändler tätig. Diese Umstände führen dazu, dass Clara zwar ein Teil der Dorfgemeinschaft ist, jedoch immer wieder mit den Vorurteilen und dem zunehmenden Druck der NS-Ideologie konfrontiert wird. Lagoda gibt in ihrem Buch einen eindrucksvollen Einblick in die Herausforderung, in dieser turbulenten Zeit ein Kind zu sein.
Lagoda erzählt inspiriert von ihrer eigenen Familiengeschichte und beleuchtet, wie der untrennbare Zusammenhang von Heimat und Widerstand das Leben ihrer Protagonistin prägt. Die Vorstellung, dass diese Dynamik in jedem einzelnen Landratsamt oder Dorf der Region zu finden sein könnte, macht die Erzählung universell und nachvollziehbar.
Literatur und Widerstand im Nationalsozialismus
In einem historischen Kontext zeigt sich, dass der Nationalsozialismus nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Literatur maßgeblich beeinflusste. Während das „Dritte Reich“ faschistische und profaschistische Literatur förderte, entstand auch ein Widerstand in literarischer Form. Antifaschistische Autoren kämpften gegen die NS-Ideologie und setzten sich für die Verteidigung der Kultur ein, indem sie in ihren Werken an die humanistischen Werte der deutschen Literatur anknüpfen.
Die gehuldigte NS-Literatur propagierte eine gefälschte Vorstellung von „Volksgemeinschaft“ und glorifizierte den Führerkult. Dieser Kontrast zu Lagodas Werk, das die Kindheit während der NS-Zeit beleuchtet, zeigt, wie wichtig Erinnerung und Widerstand in der Literatur sind. Autoren wie Bertolt Brecht und Franz Werfel mobilisierten Worte gegen Gewalt und Faschismus, und viele Schriftsteller litten unter der Repression des Regimes. Lagoda knüpft mit ihrem Roman an diese Tradition an und erinnert an die Geschichten, die in der Dunkelheit großer historischer Umwälzungen oft verloren gehen.
Marion Lagodas „Der Himmel, unter dem wir Kinder waren“ ist ein eindrückliches literarisches Werk, das nicht nur die Herausforderungen und die Schrecken eines Kindheitslebens während der Herrschaft der Nationalsozialisten schildert, sondern auch das Bedürfnis nach Widerstand und die Bedeutung von Heimat in einem zutiefst veränderten Deutschland thematisiert. Ihr Roman ist sowohl ein Zeugnis der Vergangenheit als auch ein Aufruf, wachsam zu sein für die Lehren der Geschichte.
Weitere Informationen zu Lagodas Buch sind auf der Seite von Penguin zu finden. Außerdem bietet Kölner Stadt-Anzeiger interessante Einblicke in Lagodas Leben und Schaffen. Für einen umfassenden Überblick über die Literatur im Nationalsozialismus und den Widerstand bieten sich die Informationen auf bpb an.