
Am 31. Januar 2025 scheiterte der CDU-Chef Friedrich Merz im Bundestag mit dem sogenannten „Zustrombegrenzungsgesetz“. Dieses Gesetz erhielt durchaus Unterstützung von Teilen der AfD, stieß jedoch auf eine klare Mehrheit, die sich dagegen aussprach. Merz verteidigte die Dringlichkeit des Gesetzes mit Verweis auf „tägliche Gruppenvergewaltigungen aus dem Asylmilieu“, wodurch eine hitzige Diskussion ausgelöst wurde, insbesondere in sozialen Medien. Kritiker hinterfragten die Richtigkeit dieser gewichtigen Aussage, die er in der Debatte wiederholte, und sorgten für reichlich Aufmerksamkeit, sowohl politisch als auch gesellschaftlich.
Die Bundesregierung hatte am 3. Juni 2024 auf eine Anfrage der AfD hin Zahlen zu Gruppenvergewaltigungen veröffentlicht. Diese Zahlen zeigen, dass es im Jahr 2023 insgesamt 761 registrierte Gruppenvergewaltigungen in Deutschland gab, was einer Rate von etwa zwei Fällen pro Tag entspricht. Im Jahr 2022 waren es 789 Fälle. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verdeutlicht, dass 2023 48% der Tatverdächtigen nichtdeutsch waren, ein Anstieg von 50% im Vorjahr. Merz’ dramatische Behauptung steht jedoch im Widerspruch zur komplexen Realität der Kriminalstatistik, deren juristischer Begriff „Gruppenvergewaltigung“ nicht festgelegt ist.
Statistiken im Kontext
Die Analyse der Zahlen zeigt, dass unter den Verdächtigen 520 mutmaßliche Täter die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen. Die meisten nichtdeutschen Tatverdächtigen kamen aus Syrien (71), Afghanistan (49), Irak (43) und der Türkei (33). Interessant ist, dass in Bayern 2023 von 96 Verdächtigen 45 Deutsche und 51 nicht-deutsche waren, wovon 21 als „Zuwanderer“ klassifiziert wurden. Diese Einteilung umfasst Asylbewerber, Asylberechtigte sowie Menschen ohne legalen Aufenthalt.
Die regionalen Unterschiede innerhalb Deutschlands verdeutlichen die Komplexität des Problems: Bayerns Fallzahlen der Gruppenvergewaltigungen lagen bei 81, während Berlin 111 und Nordrhein-Westfalen sogar 209 Fälle meldeten. Thüringen verzeichnete die niedrigste Zahl mit nur zwei registrierten Fällen. Die Mehrheit der Tatverdächtigen war deutscher Abstammung, was die Debatte über den Einfluss von Migration und Asyl auf die Kriminalitätsrate anheizt.
Ein differenziertes Bild der Kriminalität
Die Diskussion über Merz‘ Äußerungen wird durch die Analyse der Kriminalität unter Migranten weiter kompliziert. Experten der Bundeszentrale für politische Bildung betonen, dass ein kleiner Teil der Migranten straffällig wird, jedoch insgesamt häufiger mit Straftaten in Erscheinung tritt als Nichtmigranten. Die Unterschiede in der Kriminalität sind oft auf demografische Faktoren wie Alter und Geschlecht sowie belastende Lebensumstände zurückzuführen. Glücklicherweise sei die Kriminalität unter jungen Menschen aus Migrantenfamilien rückläufig.
Insgesamt bleibt jedoch festzuhalten, dass die Zahl der registrierten Straftaten in den letzten Jahren nicht gestiegen ist, sondern in vielen Bereichen sogar rückläufig war. Die oft diskutierte Überrepräsentation von Migranten in Kriminalstatistiken kann nicht isoliert betrachtet werden; sie ist eng mit sozialen, wirtschaftlichen und integrativen Faktoren verknüpft, die für die Prävention von Kriminalität entscheidend sind. Experten sind sich einig, dass eine missratene Integration von Migranten zu einer Zunahme von Straftaten führen kann.
Zusammenfassend ist klar, dass während die Thematik um Gruppenvergewaltigungen und das Asylmilieu real und komplex ist, die Aussagen von Friedrich Merz über eine tägliche Häufigkeit solcher Vergehen nicht durch die erhaltenen Daten gestützt werden. Statt sich auf pauschale Behauptungen zu stützen, ist eine differenzierte Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Umständen und Statistiken notwendig.
Für weitere Informationen und Details zu den erhobenen Statistiken besuchen Sie bitte fr.de, t-online.de und bpb.de.