
In Schwerin zieht die ehemalige Parteischule auf dem Großen Dreesch immer wieder abenteuerlustige Jugendliche an. An diesem verlassenen Ort, auch als „Lost Place“ bekannt, sind die Wände von Graffiti überzogen, während die Gebäude selbst sichtbare Schäden aufweisen, darunter eingeschlagene Scheiben und abgeranzte Fassaden. Trotz geplanter Wohnareale bleibt in der Umgebung momentan alles still. Fortschritte beim Bau sind nicht zu sehen, was den Reiz des Ortes zusätzlich verstärkt.
Ein 16-jähriger Junge, Pascal (Name geändert), teilt mit, dass die Anziehung des Verbotenen für ihn und seine Freunde der Hauptgrund ist, oft in das heruntergekommene Gebäude einzudringen. „Wir wissen, dass es gefährlich ist, aber genau das macht es spannend“, erklärt er. Immer wieder nutzen sie Wege wie Kellerfenster oder Bauzäune, um ins Innere zu gelangen, wo immer wieder illegale Aktivitäten stattfinden. Diese Erkundungen werden von der Polizei beobachtet, die allerdings keine häufigen Vorkommnisse meldet. Juliane Zgonine, Polizeisprecherin, weist auf die Gefahren und rechtlichen Konsequenzen hin, falls sie erwischt werden, unter anderem Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung.
Verborgene Gefahren und tragische Vorfälle
Die Gefahren sind nicht nur theoretischer Natur. Tragischerweise sind in der Vergangenheit zwei Jugendliche in diesem Lost Place ums Leben gekommen. Kerzen, die ihnen gewidmet sind, erinnern daran, wie schnell der Spaß in ernsthafte Gefahr umschlagen kann. Die Polizei hat Warnungen ausgesprochen, um die Jugendlichen vor den Risiken zu schützen, die mit dem Betreten solcher Orte verbunden sind.
„Die neuen Bauzäune an der Parteischule sind für die Jugendlichen oft kein Hindernis“, so Pascal weiter. Die Suche nach neuen Möglichkeiten, die Grenzen zu überschreiten, bleibt ein populäres Spiel unter den Jugendlichen der Region. Auch andere Lost Places in der Umgebung, wie die Beltzer Hallen und das Kurhotel in Zippendorf, sind beliebte Ziele für diese Abenteurer.
Urbex und die digitale Welt
Das Phänomen „Urbex“ – die Erkundung urbaner Ruinen und verlassener Orte – ist nicht nur auf Schwerin beschränkt. Auf Plattformen wie lostplace-map.com findet sich eine Vielzahl von Lost Places aus verschiedenen Kategorien, darunter militärische, zivile und infrastrukturelle Orte. Hier können Interessierte zahlreiche Fotos und Erfahrungen von Urbexern durchstöbern und sich über verlassene Bunker, Fabrikgelände, Villen und Kasernen informieren.
Die Kombination aus gefährlichen Abenteuern und der Möglichkeit, durch das Teilen von Erlebnissen in der Community Anerkennung zu finden, macht das Erkunden dieser „Lost Places“ zu einem anhaltenden Trend unter Jugendlichen. Dabei bleibt die Frage, wie viel Sicherheit notwendig ist und ob Eigentümer ausreichend Maßnahmen ergreifen, um ihre Immobilien zu schützen.