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Rostocker Bürgerschaft stimmt gegen Gender-Sternchen – Oberbürgermeisterin gescheitert

Die Rostocker Bürgerschaft hat mehrheitlich beschlossen, Gender-Sternchen in der Außenkommunikation abzulehnen. Oberbürgermeisterin Kröger wendete Widerspruch ein; die Debatte bleibt kontrovers.

In einer spannungsgeladenen Sitzung hat die Rostocker Bürgerschaft am 16. Januar 2025 mit 24 zu 22 Stimmen gegen die Verwendung von Gender-Sternchen und anderen geschlechterneutralen Zeichen in der Außenkommunikation der Stadtverwaltung votiert. Dies markiert eine Bestätigung eines Beschlusses aus Dezember, gegen den Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke) Widerspruch eingelegt hatte. Nun stellt sich die Frage, wie die Stadtverwaltung mit diesem Mehrheitsbeschluss umgehen wird, insbesondere da Kröger angedeutet hat, die Rechtmäßigkeit des Beschlusses vom Innenministerium prüfen lassen zu wollen.

Der neue Beschluss ergibt sich aus einem Antrag von Dr. Sybille Bachmann, Manuela Semder und Axel Tolksdorff, der forderte, die amtlichen Regelungen der deutschen Rechtschreibung in der Außenkommunikation anzuwenden. Diese Richtlinien gelten im Gegensatz zu spezielleren Vorgaben lediglich für die interne Kommunikation. Die Debatte darüber, welche Formulierungen in der Stadtverwaltung zulässig sind, verdeutlicht die gespaltene Auffassung in der Rostocker Bürgerschaft. So argumentierten Bernd Dittrich (BSW) und Julia Kristin Pittasch (FDP), dass Gender-Sternchen der deutschen Rechtschreibung widersprächen und der Großteil der Bevölkerung solch eine Form der sprachlichen Veränderung ablehne.

Kontroverse um Gender-Sprache

Ein zentraler Punkt in der Debatte war Eva-Maria Krögers Anmerkung, dass es in Rostock viele Menschen gebe, denen eine gendersensible Sprache wichtig sei. Sie stellt die häufig angeführte Ablehnung des Genderns durch die Bevölkerung infrage. Kröger ist überzeugt, dass eine gendersensible Kommunikation ein positiveres Bild von Rostock vermitteln könne. In diesem Kontext verwies der Rat für deutsche Rechtschreibung darauf, dass die Verwendung von Sonderzeichen im Wortinneren die Verständlichkeit von Texten beeinträchtigen könnte und empfahl am 15. Dezember 2023, solche Eingriffe zu vermeiden.

Die Stadtverwaltung Rostock hatte bereits zuvor einen freiwilligen Leitfaden für gendersensible Sprache herausgegeben, der Formulierungsvorschläge und diverse Schreibweisen mit Gender-Sternchen umfasst. Dies hat in der Lokalpolitik unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen, wobei sich die Debatte über Sprache und Geschlecht nicht nur in Rostock, sondern auch deutschlandweit und international entfaltet.

Gesellschaftlicher Kontext

Die Diskussion um geschlechtergerechte Sprache beleuchtet grundlegende Fragen über Identität und Repräsentation in der Gesellschaft. Ein Themenheft, das die Komplexität des Umgangs mit biologischem Geschlecht und grammatischem Genus behandelt, beschreibt, wie Substantive in der deutschen Sprache historisch bedingt soziale Kategorisierungen reflektieren. Diese Differenzierung ist sowohl linguistisch als auch gesellschaftlich von großem Interesse, denn das Thema ist international umstritten und beeinflusst nicht nur die deutsche Sprache.

Vergleichbare Entwicklungen sind in anderen Ländern zu beobachten: In Schweden wurde ein neues sexus-neutrales Pronomen etabliert, während in den Niederlanden das generische Maskulinum in sexus-indifferentem Gebrauch steht. Diese Beispiele verdeutlichen, dass die Herausforderungen, vor denen die deutsche Sprache steht – mit ihrem komplexen Genus-System und der Flexion – nicht isoliert betrachtet werden können. Der Diskurs um Genus, Sexus und Gender ist global relevant und heißt somit, die Debatte über gendersensible Sprache ist noch lange nicht abgeschlossen.

Die Rostocker Bürgerschaft wird sich in Zukunft möglicherweise weiterhin mit diesem Thema auseinandersetzen müssen, zumal die Stadtverwaltung nun gefordert ist, den Mehrheitsbeschluss zu überprüfen und Lösungen zu finden, die sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen als auch die gesellschaftlichen Ansprüche an eine gendersensible Sprache berücksichtigen.

Für detailliertere Informationen zur Debatte über Gender-Sprache in der deutschen Gesellschaft bietet die Gesellschaft für deutsche Sprache einen umfassenden Überblick unter gfds.de.

Mehr über den Beschluss der Bürgerschaft Rostock und die Diskussionen darüber finden Sie auch in den Berichten von Nordkurier und Borkener Zeitung.

Referenz 1
www.nordkurier.de
Referenz 2
www.borkenerzeitung.de
Referenz 3
gfds.de
Quellen gesamt
Web: 11Social: 94Foren: 75