
Der Öltanker „Eventin“ hat in der Ostsee Probleme übernommen und wird nun nach Sassnitz auf Rügen geschleppt. Das 274 Meter lange Schiff, das rund 100.000 Tonnen Öl an Bord hat, wird am Sonntag dort erwartet. Der Tanker erlitt einen Totalausfall aller Systeme, auch bekannt als Blackout, als er etwa 15 Kilometer nördlich von Rügen war. Glücklicherweise trat nach Angaben der Behörden kein Öl aus, was vorerst die Umweltgefahr minimiert. 24 Besatzungsmitglieder konnten an Bord bleiben, während das Schiff stundenlang manövrierunfähig trieb, bevor es von einem Notfallschlepper gesichert werden konnte. Die ursprüngliche Verankerung war für eine Position nordöstlich von Kap Arkona geplant, wurde jedoch aufgrund der Umstände auf die Reede vor Sassnitz geändert.
Aktuell wird das Schiff bei ungemütlichem Wetter mit Windstärken von bis zu sieben Beaufort und Sturmböen der Stärke neun von Schleppern gehalten. Eine Wellenhöhe von etwa zweieinhalb Metern erschwert die Lage zusätzlich. Ein Spezialistenteam wird für die weitere Sicherung des Tankers hinzugezogen, während der Schlepper „VB Luca“ für einen Besatzungswechsel in den Hafen Sassnitz fährt und nach dessen Abschluss zurückkehren soll.
Sicherheitsfragen in der Ostsee
Die Reederei der „Eventin“, die ihren Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat, gehört zur umstrittenen sogenannten russischen Schattenflotte, die aktiv Öl exportiert. Angesichts der wiederholten Vorfälle, bei denen Tanker in der Ostsee havarierten, fordert Tobias Woitendorf, Chef des Landestourismusverbandes, dringend bessere Sicherheitsvorkehrungen in dieser stark befahrenen Wasserstraße. Insbesondere die Kadetrinne nördlich von Rostock gilt als eine der schmalsten und gefährlichsten Passagen in der Ostsee, und es bestehen Forderungen nach einer verpflichtenden Lotsenpflicht in diesem Gebiet.
Greenpeace weist darauf hin, dass Tankerunfälle in der Ostsee häufig sind, und die Organisation fordert, verunfallte Tanker zeitnah in sicherere Notfallhäfen zu schleppen. Ein Beispiel ist der vorangegangene Vorfall mit dem Verkaufsboot „Annika“, das in eine Brandgefahr verwickelt war. Diese Probleme sind nicht nur eine Herausforderung für die Schifffahrt, sondern auch für den Umweltschutz: Bereits ein Austritt von Schweröl könnte katastrophale Auswirkungen auf die empfindliche Ostseeregion haben, die Heimat von seltenen Arten wie Schweinswalen und zahlreichen Seevögeln ist.
Umweltbedrohung durch veraltete Tanker
Greenpeace-Mitarbeiter warnen davor, dass täglich alte und marode russische Öltanker in der Ostsee verkehren. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Umweltverbandes schätzte die Anzahl der Tanker, die schnellstmöglich aus dem Verkehr gezogen werden sollten, auf rund 200. Die Organisation hat über 4.000 alte Tanker dokumentiert und 192 davon identifiziert, die nicht versichert sind und mindestens einmal in der Ostsee unterwegs waren – oft auf dem Weg nach Indien oder China. Diese Entwicklungen führen zu einem besorgniserregenden Anstieg der „Schattenflotte“, die trotz internationaler Sanktionen um 70 Prozent wächst.
In Anbetracht der wiederholten Vorfälle in den letzten Jahren, einschließlich des Brandes auf dem Tanker „Annika“, der vor der Küste von Rostock brannte, wird die Situation in der Ostsee immer kritischer. Die EU-Sanktionen gegen russische Öl-Exporte, die nach Beginn des Ukraine-Kriegs beschlossen wurden, sollen verstärkt werden. Dänemark prüft bereits, ob der Verkehr russischer Tanker eingeschränkt werden kann. Ein starkes gemeinsames Handeln wird gefordert, um sowohl die Schifffahrt in der Ostsee zu sichern als auch die Umwelt zu schützen.