
In Mecklenburg-Vorpommern stellt die medizinische Versorgung auf dem Land eine zunehmend kritische Herausforderung dar. Dabei sind über 80 Stellen in der hausärztlichen Versorgung unbesetzt. Diese Tatsache hat die Landesregierung veranlasst, 2021 ein spezielles Programm ins Leben zu rufen, das über die sogenannte Landarztquote Studienplätze für angehende Mediziner in Rostock und Greifswald vergibt. Die Landarztquote eröffnet insbesondere Bewerbern mit weniger als einer Einser-Abitur die Möglichkeit, Medizinstudienplätze zu erhalten, sofern sie sich verpflichten, nach ihrer Facharztausbildung zehn Jahre lang in unterversorgten ländlichen Regionen als Hausarzt zu arbeiten. Im Falle einer Nichterfüllung dieser Verpflichtung ist eine Vertragsstrafe von 250.000 Euro vorgesehen, was die Ernsthaftigkeit der Maßnahme unterstreicht. Wie nordkurier.de berichtet, übersteigt die Zahl der Bewerber die jährlich 32 verfügbaren Studienplätze.
Ein Großteil der etwa 1.200 Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern ist mittlerweile 60 Jahre oder älter. Diese demografische Entwicklung sorgt für einen alarmierenden Mangel an jungen Medizinern. Über die Hälfte der Planungsbereiche in der ambulanten Versorgung ist von Unterversorgung bedroht. Um dieser Situation entgegenzuwirken, wird die Landarztquote als ein langfristig wirkendes Instrument betrachtet, um neue Hausärzte zu gewinnen. Die Bewerbungsfrist für die Landarztquote endet am 31. März. Abiturienten des Jahrgangs 2025 können sich dann ab 2026 auf einen entsprechenden Studienplatz bewerben.
Auswahlprozess und Kriterien
Das Auswahlverfahren zur Vergabe der Plätze erfolgt nach klaren Kriterien. Wie medizinstudium.io erklärt, werden bei der Bewertung 30% der Abiturnote, 30% des Ergebnisses des fachspezifischen Studierfähigkeitstests (TMS) und 40% der Zeiten beruflicher oder ehrenamtlicher Tätigkeiten im Gesundheitswesen berücksichtigt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern legt Mecklenburg-Vorpommern großen Wert auf die praktische Erfahrung der Bewerber und organisiert strukturierte Auswahlgespräche. Bewerber müssen außerdem einen Vertrag zur Weiterbildung als Facharzt für Allgemeinmedizin oder Innere Medizin unterzeichnen, der die Verpflichtung zu einer späteren Tätigkeit in einem unterversorgten Gebiet festlegt.
Die Landarztquote wird gegenwärtig in sieben Bundesländern angeboten, darunter neben Mecklenburg-Vorpommern auch Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Saarland. Dies zeigt, dass es ein bundesweites Bewusstsein für die Problematik des Ärztemangels in ländlichen Gegenden gibt. Die abgebenen Plätze werden über spezielle Vorabverfahren vergeben, wobei bis zu 10% der Medizinstudienplätze an staatlichen Universitäten für diese Quoten reserviert sind, was die Bedeutung der Initiative nochmals hervorhebt.
Kritik und Herausforderungen
Die Landarztquote ist nicht ohne Kontroversen. Kritiker bemängeln insbesondere die mangelnden beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und die unzureichende Wertschätzung des Berufsbildes des Allgemeinarztes in ländlichen Regionen. Auch die Begründung, dass hohe Vertragsstrafen eine Lösung für den Ärztemangel darstellen, wird häufig in Frage gestellt. Die Freiwilligkeit der Arbeitsaufnahme in ländlichen Gebieten könnte unter Umständen in den Hintergrund geraten, wenn diese Verpflichtungen nicht korrekt kommuniziert oder eingehalten werden. Laut studis-online.de ist der Zugang über die Landarztquote also für viele Abiturienten von Bedeutung, insbesondere für jene, die ein Interesse an einer Karriere in der Allgemeinmedizin hegen.
Insgesamt zeigt die Entwicklung der Landarztquote das Bestreben von Mecklenburg-Vorpommern, die zukünftige medizinische Versorgung auf dem Land zu sichern und den dringend benötigten Nachwuchs zu fördern. Trotz der Herausforderungen und kritischen Stimmen bleibt die Initiative eine Schlüsselstrategie, um den Ärztemangel in ländlichen Gebieten langfristig zu bekämpfen.