
Der Landestourismusverband Mecklenburg-Vorpommern (LTV) sieht sich derzeit massiven Vorwürfen ausgesetzt, nachdem Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Fördermitteln ans Licht kamen. Mitglieder des Verbandes kritisieren die mangelnde Transparenz der Verbandsspitze, angeführt von der Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD), bezüglich falscher Bilanzen und möglicherweise zweckentfremdeter Mittel. Diese Einwände haben zu einem Vertrauensverlust innerhalb der Organisation geführt, der sich auf die gesamte Branche auswirken könnte. Nordkurier berichtet, dass trotz mehrfacher Versuche, außerordentliche Mitgliederversammlungen einzuberufen, die Vorstandsspitze nicht reagierte.
Die Situation spitzt sich weiter zu, nachdem das Wirtschaftsministerium in Schwerin eine Anzeige gegen den LTV wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug erstattet hat. Minister Wolfgang Blank (parteilos) ist über die Anzeige informiert, die auf Unstimmigkeiten bei den Abrechnungen hinweist. Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat bestätigt, dass sie den Fall prüft und Akten angefordert hat, um einen möglichen strafrechtlich relevanten Verdacht zu ermitteln. NDR hebt hervor, dass die finanzielle Lage des Verbandes zunehmend angespannt scheint, da das Land bereits weitere Zahlungen an den LTV gestoppt hat.
Vorwürfe und Ermittlungen
Die Vorwürfe gegen den Verband beinhalten, dass Geschäftsführer Tobias Woitendorf mehr Gehalt erhalten haben soll, als ihm zusteht. Kritiker werfen ihm vor, als Landes-Tourismusbeauftragter und Geschäftsführer einen Interessenkonflikt darzustellen, was die Transparenz der finanziellen Mittel zusätzlich belastet. Das Nordkurier ergänzt, dass eine umfassende Prüfung angeordnet wurde, während gleichzeitig die Vorstandsmitglieder über die Ermittlungen im Dunkeln gelassen wurden.
In einem Jahresbericht hatte der Landesrechnungshof bereits im Vorjahr kritische Punkte angesprochen, darunter überhöhte Vergütungen und fragwürdige Darlehen. Der Verband erhält jährlich knapp sechs Millionen Euro in Fördermitteln, die hauptsächlich zur Deckung der Personalkosten eingesetzt werden. Trotz dieser Gelder wurde festgestellt, dass im Rahmen von Förderanträgen sowohl Mitglieds- als auch Mieteinnahmen teilweise mit „0 Euro“ angegeben wurden, was als grober Fehler angesehen wird. Dies verstärkt den Druck auf den Verband und dessen Führung.
Auswirkungen auf den Verband und die Branche
Die gegenwärtige Situation hat nicht nur interne Spannungen ausgelöst. Auch in der Branche herrscht große Alarmbereitschaft, da die Vorfälle das Vertrauen in den LTV und dessen Rolle im Tourismus gefährden könnten. Der Dehoga-Chef Lars Schwarz und die CDU-Opposition fordern umfassende Aufklärung und kritisieren die enge Verknüpfung von Ministerium und Verband. Die Unsicherheiten über die Zukunft des Verbandes nehmen zu, und es besteht die Möglichkeit, dass der LTV vor der Auflösung steht. Dies könnte die Gründung einer neuen Tourismusagentur nach sich ziehen, die die Aufgaben des Verbandes übernehmen würde.
Eine Informationsveranstaltung, um die Mitglieder über den aktuellen Stand zu informieren, ist für Donnerstag angesetzt. In der Zwischenzeit laufen Verhandlungen über die Position von Woitendorf, während die Mitglieder und Vorstandsmitglieder des LTV auf eine Klärung der verstrickten Angelegenheiten drängen. Die kommenden Tage könnten entscheidend sein für die Zukunft des Landestourismusverbandes und dessen Rolle in der Förderung des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern.