
Die Gewalt an Schulen in Mecklenburg-Vorpommern hat alarmierende Ausmaße erreicht. Die aktuellen Zahlen des Bildungsministeriums zeigen, dass die Anzahl der gemeldeten Gewalttaten von 509 im Schuljahr 2018/19 auf 1038 im Schuljahr 2023/24 mehr als verdoppelt hat. Diese Entwicklung wurde besonders durch anschwellende Vorfälle zwischen Schülern und auch durch Angriffe auf Lehrkräfte geprägt, wie ndr.de berichtet.
Zu den schwerwiegenden Vorfällen gehört der Fall eines Mädchens, das an einer Grundschule in Grimmen zu Boden geschlagen und bewusstlos geprügelt wurde, sowie die brutale Attacke auf einen 12-Jährigen in Schwerin, der eine zertrümmerte Nase davontrug. Zudem wurden in Neubrandenburg mehrere Mädchen gewalttätig gegen eine 16-Jährige, die auf dem Heimweg von der Schule war, vorgegangen. Diese Eskalationen deuten darauf hin, dass die Gewalt nicht nur vor den Schultoren bleibt, sondern auch in den Schulalltag einsickert.
Anstieg der Gewaltfälle und Präventionsmaßnahmen
Im Schuljahr 2021/2022 kamen bereits 511 Vorfälle hinzu, gefolgt von 769 im Schuljahr 2022/2023. Diese Zahl bezieht sich auf verschiedene Gewaltformen, darunter Körperverletzungen, Drohungen, Amokläufe und Vorkommnisse mit Waffen. Auch mehrere Reizgas-Angriffe, wie auf Rügen und in Neubrandenburg, zeugen von einer besorgniserregenden Tendenz zur Gewalt unter Schülern. Laut dem Landeskriminalamt (LKA) und dem Bildungsministerium wird an der Eindämmung dieser Gewalt gearbeitet, indem Lehrer in Fortbildungen zu sexueller Gewalt, Gewaltprävention und Mobbing geschult werden, um ihre Sensibilität zu erhöhen.
Das Bildungsministerium sieht den Anstieg der gemeldeten Vorfälle als Resultat einer gestiegenen Sensibilisierung der Schulen. Es wird vermutet, dass Lehrkräfte heute mehr Vorfälle melden als noch vor einigen Jahren. Tatsächlich glaubt der Vorsitzende des Landeselternrats, Tobias Lankow, dass eine echte Zunahme der Gewalt in den Schulen vorliegt, die zudem ein Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen darstellt.
Gesellschaftliche Einflüsse und Kritiken
Ein Vater von Schülerinnen äußerte Bedenken über die Einflussnahme gesellschaftlicher und politischer Faktoren auf das gewalttätige Verhalten von Jugendlichen. Die AfD-Landtagsfraktion kritisiert die Bildungspolitik und macht die Belastung der Lehrkräfte sowie die Untergrabung ihrer Autorität verantwortlich für die gewachsene Gewalt. Enrico Schult, bildungspolitischer Sprecher der AfD, hebt hervor, dass die genannten Faktoren massiv zur aktuellen Situation beitragen.
Um der Gewalt entgegenzuwirken, startet das Bildungsministerium ein Präventionsprojekt mit dem Titel „Mobbingfreie Schule – Gemeinsam Klasse sein“. In Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse zielt dieses Programm darauf ab, einen respektvollen Umgang und Konfliktlösungen in Schulen zu fördern. Die Schulsozialarbeit, die oft unterbesetzt ist, wird als wichtiges Element in Krisensituationen angeführt, und Schulsozialarbeiterinnen wie Sophia Witte betonen die Bedeutung dieser Unterstützung.
Die Problematik der Gewalt an Schulen wird in mehreren Kontexten behandelt. Ein umfassender Bericht des Bundestages zu Schulunruhen und Gewaltvorfällen verdeutlicht die Dringlichkeit dieser gesellschaftlichen Herausforderung und die Notwendigkeit, effektive Strategien zur Prävention zu entwickeln. Die agierenden Akteure in Mecklenburg-Vorpommern sind sich einig, dass ein kooperatives Vorgehen zwischen Lehrern, Eltern und sozialen Einrichtungen dringend erforderlich ist, um die Sicherheit und das Wohl der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten.