
In Mecklenburg-Vorpommern (MV) zeichnet sich ein besorgniserregendes Bild für die lokale Games-Industrie ab. Trotz des boomenden Marktes, der in Deutschland Milliarden umsetzt, findet das Bundesland kaum Zugang zu diesen lukrativen Geschäften. Eine Analyse des Verbands der deutschen Games-Branche hat ergeben, dass in MV lediglich knapp ein Dutzend Spieleentwickler ansässig sind, verteilt über Städte wie Schwerin, Rostock und Greifswald. Diese Zahlen verdeutlichen die prekären Bedingungen, unter denen Entwickler kämpfen müssen, um im nationalen und internationalen Vergleich mithalten zu können. Laut dem Nordkurier wandern viele dieser Entwickler in andere Bundesländer ab, da MV kaum Unterstützung in Form von Wirtschaftsbeihilfen bietet.
Die Design-Akademie Rostock beispielsweise bildet jährlich 30 Absolventen aus, die häufig nach Abschluss ihres Studiums in wirtschaftlich stärker unterstützte Bundesländer wechseln. Dies hat zur Folge, dass MV in einem bundesweiten Länderranking auf den vorletzten Platz gefallen ist, nur Hessen hat noch schlechter abgeschnitten. Im Gegensatz dazu haben andere Bundesländer wie Brandenburg und Sachsen eine deutlich bessere Position im Mittelfeld erreicht, während Bayern als das führende Bundesland für Games-Entwicklung gilt.
Fehlende Fördermaßnahmen und hohe Entwicklungskosten
Ein zentrales Problem für die Games-Industrie in MV ist der Mangel an Entwicklungshilfen. Die hohen Kosten der Spieleentwicklung sind für kleine und mittlere Unternehmen oft nur schwer zu stemmen, was dazu führt, dass einige sogar Insolvenz anmelden mussten. Der Nordkurier hebt hervor, dass MV als „letzter weißer Fleck auf der Förderlandkarte“ gilt. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland, wo der Computerspielemarkt trotz eines leichten Umsatzrückgangs im ersten Halbjahr 2024 weiterhin boomt, stellt sich die Frage, warum MV hier nicht aktiv wird.
In einem bemerkenswerten Schritt hat der Bund die Förderung für Computerspiele im Jahr 2024 auf 67,5 Millionen Euro erhöht. Trotz dieser Initiative hat MV bislang keine konkreten Finanzzusagen zur Unterstützung der Games-Branche gemacht. Dabei bietet der Bund bereits Gründungsstipendien für neue Spieleentwickler an, die von Kulturstaatsministerin Claudia Roth bereitgestellt werden.
Zukünftige Entwicklungen und Chancen
Um die Situation für die lokale Games-Industrie zu verbessern, plant MV, den Bereich eSport zu fördern und prüft die Einführung eines speziellen Beteiligungsfonds für Unternehmen in der Wachstumsphase. Diese Maßnahmen sind dringend notwendig, um den Anschluss an andere Bundesländer nicht endgültig zu verlieren. Dies sind jedoch nur erste Schritte in einem umfassenden Handlungsbedarf.
Zusätzlich möchte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit einer neuen Förderrichtlinie für die Games-Industrie dem Standort Deutschland zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Ab dem 30. Dezember 2024 beginnt der erste Förderaufruf, wobei förderfähige Projekte eine Mindestgröße von 300.000 Euro haben müssen, um von maximal zwei Millionen Euro Förderung profitieren zu können. Die Voraussetzungen sind hoch und umfassen unter anderem einen Kulturtest und das verpflichtende Alterskennzeichnungsverfahren. Die Förderquote differenziert sich je nach Unternehmensgröße und beläuft sich für große Unternehmen auf maximal 25 Prozent, während Start-ups sogar bis zu 50 Prozent erhalten können, wie auf der Website des BMWK zu entnehmen ist.
Um im Wettbewerb mit anderen Bundesländern Schritt zu halten, muss MV nun endgültig erkennen, dass ein starkes Engagement im Games-Sektor unerlässlich ist. Ansonsten wird die Region weiterhin Schwierigkeiten haben, talentierte Entwickler und innovative Projekte anzuziehen.