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Masterarbeit gewinnt Preis: Abwasser wird zur Heizkraft!

Lukas Höft erhielt den Förderpreis der Bauwirtschaft für seine Masterarbeit zur Wärmegewinnung aus Abwasser an der Uni Kassel. Die innovative Nutzung kann hessischen Kommunen zur Klimaneutralität verhelfen.

Am 30. Januar 2025 wurde die Masterarbeit von Lukas Höft, einem Absolventen der Universität Kassel, mit dem Förderpreis der Bauwirtschaft ausgezeichnet. Höfts Arbeit leistet einen bedeutenden Beitrag zur Nutzung von Abwasserwärme, einer nachhaltigeren Wärmequelle, die derzeit in vielen Kläranlagen ungenutzt bleibt. Der Preis, der von der Arbeitsgemeinschaft Stufenausbildung (Bau) Kassel gestiftet wird, ist mit 3.000 Euro dotiert und wird jährlich an Studierende für herausragende Abschlussarbeiten vergeben. Der Festakt fand im Gießhaus der Universität Kassel statt, wo Höft über die Betriebsdaten von vier hessischen Kläranlagen analysierte, um das Wärmenutzungspotenzial dieser Anlagen zu ermitteln.

Die Jury würdigte insbesondere die überzeugende und wertvolle Resultate der Masterarbeit. Diese Arbeiten sind entscheidend, da die Nutzung von Abwasserwärme in Verbindung mit Groß-Wärmepumpen eine klimaneutrale Wärmeerzeugung ermöglicht. In seiner Untersuchung von 2019 bis 2022 erkannte Höft, dass das Potenzial zur Wärmerückgewinnung oft den Eigenbedarf der Kläranlagen übersteigt, was zur Erreichung der Klimaneutralitätsziele vieler hessischer Kommunen beitragen kann.

Die Rolle von Abwasserwärme in der Wärmewende

Die Bedeutung von Abwasserwärme als nachhaltige Wärmequelle wird auch in Nordrhein-Westfalen zunehmend erkannt. Die Landesregierung hat eine Grundsatzvereinbarung zur verstärkten Nutzung von Abwasserwärme unterzeichnet, um die Wärmewende voranzubringen. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur stellte am 11. Oktober 2023 in Düsseldorf die Initiative Abwärme vor, die eine wesentliche Rolle bei der klimafreundlichen Wärmeversorgung spielen soll. DWA-Präsident Uli Paetzel betont, dass bis zu 15 % der städtischen Gebäude in Deutschland mit Abwasserwärme versorgt werden können, wobei Abwassertemperaturen von 10 bis 20 °C ideal für Wärmeübertrager und -pumpen sind.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung plant, bis 2030 mindestens 1 TWh Wärme aus Abwasser zu gewinnen, mit dem Ziel, bis 2045 insgesamt vier TWh bereitstellen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Maßnahmen geplant, die rechtliche und technische Hürden abbauen sowie Genehmigungsprozesse vereinfachen sollen. Dies könnte die Einspeisung von Abwasserwärme in bestehende Wärmenetze erheblich beschleunigen.

Praxisbeispiele und zukünftige Entwicklungen

Ein praktisches Beispiel für die Nutzung von Abwasserwärme findet sich im Wohnquartier Lück in Köln-Ehrenfeld. Hier nutzt der Projektentwickler wvm Gruppe zusammen mit naturstrom AG städtisches Abwasser als Wärmequelle. Die Bauarbeiten für das neue Quartier, das auf einem ehemaligen Fabrikgelände errichtet wird, begannen im Jahr 2023. Es umfasst vier Mehrparteienhäuser mit 216 Wohneinheiten. Durch die Implementierung von Wärmeübertragern und einer Wärmepumpe, die mit Solarstrom und Ökostrom betrieben wird, wird eine nachhaltige Wärmeversorgung sichergestellt.

Zusätzlich haben die DWA und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) eine Informationsbroschüre veröffentlicht, um rechtliche und technische Rahmenbedingungen für die Abwasserwärmenutzung zu erläutern und die Implementierung in anderen Gebieten zu fördern. Die Einspeisung von Abwasserwärme könnte ein entscheidender Schritt sein, um den gestiegenen Energiebedarf im Gebäudesektor umweltfreundlicher zu gestalten.

Insgesamt zeigt sich durch die Forschung von Lukas Höft und die Bestrebungen der nordrhein-westfälischen Regierung, dass Abwasser als wertvolle Ressource für die Wärmewende anerkannt wird, die nicht nur zur Erreichung von Klimazielen beiträgt, sondern auch eine nachhaltige und effiziente Wärmeversorgung ermöglicht.

Für weitere Informationen besuchen Sie die Artikel von uni-kassel.de, ingenieur.de und dwa.de.

Referenz 1
www.uni-kassel.de
Referenz 2
www.ingenieur.de
Referenz 3
de.dwa.de
Quellen gesamt
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