
In den USA steigt die Zahl der Maserninfektionen rasant an. Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. gab an, dass bisher 642 Fälle in 22 Bundesstaaten registriert wurden, wobei Texas mit 499 Fällen die höchste Fallzahl aufweist. In dieser besorgniserregenden Situation ist ein ungeimpftes Schulkind an den Komplikationen einer Maserninfektion gestorben, was den zweiten Todesfall in diesem Jahr markiert. Ein 8-jähriges Kind in Texas stellt den dritten Opfertod dar, nachdem es aufgrund von Masernkomplikationen im Krankenhaus behandelt wurde. Die Zahl der Masernfälle in den USA übersteigt bereits die gesamte Inzidenz des Vorjahres und Gesundheitsexperten warnen vor anhaltenden Ausbrüchen in den kommenden Jahren.
Diese Entwicklung ist nicht nur in den USA zu beobachten. Das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa berichtet von der höchsten Zahl an Masernfällen auf dem Kontinent seit über 25 Jahren. In Europa und Zentralasien wurden im vergangenen Jahr mehr als 120.000 Masernfälle dokumentiert, und die Anzahl von 32.000 Fällen in der EU von Anfang 2024 bis Anfang 2025 verdeutlicht das Problem. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass viele der Erkrankten nicht geimpft sind, insbesondere kleine Kinder.
Ansteckendes Virus und hohe Komplikationsrate
Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, verursacht durch das Masernvirus, das über die Luft und durch Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen wird. Die Ansteckungsgefahr liegt bei über 90 Prozent, was bedeutet, dass eine umfassende Impfquote notwendig ist, um die Ausbreitung zu stoppen. Symptome wie Fieber, Husten, Schnupfen und der charakteristische Hautausschlag begleiten die Krankheit und können von schweren Komplikationen wie Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen und sogar Enzephalitis gefolgt werden. Diese Komplikationen sind mit einem hohen Risiko verbunden, insbesondere für Säuglinge und immungeschwächte Personen.
Die Impfung ist der sicherste Schutz gegen Masern und wird in der Regel gut vertragen, auch wenn es in seltenen Fällen zu unerwünschten Wirkungen kommen kann. Impfreaktionen können Rötungen, Schwellungen und erhöhte Temperatur umfassen. Der rechtzeitige Erhalt der Impfungen, typischerweise zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat, sowie ein Boostershot innerhalb von vier Wochen nach der ersten Dosis, sind entscheidend, um den umfassenden Schutz gegen das Virus zu gewährleisten. In Deutschland werden Impfungen gegen Masern seit 2020 verpflichtend für alle Personen, die nach 1970 geboren wurden und in Gemeinschaftseinrichtungen betreut werden.
Die Impfpflicht in Deutschland und deren Auswirkungen
Seit der Einführung der Masern-Impfpflicht wird eine positive Entwicklung in der Impfquote beobachtet. Die Zahl der zweifach geimpften Kinder im Alter von zwei Jahren stieg von 70 Prozent im Jahr 2019 auf 77 Prozent im Jahr 2023. Bei den sechsjährigen Kindern lag dieser Anstieg sogar bei 89 Prozent auf 92 Prozent im selben Zeitraum. Trotz dieser Fortschritte bleiben immer noch Kinder ungeimpft, was lokale Ausbrüche fördern kann. Solche Masernausbrüche wurden bereits in Berlin und Halle gemeldet.
Die Einführung der Impfpflicht war jedoch von Herausforderungen begleitet. Verzögerungen durch die Corona-Pandemie, unklare Zuständigkeiten und rechtliche Unsicherheiten führten dazu, dass ein Drittel der befragten Eltern 2022 noch keinen Nachweis über die Impfung erbracht hatte. Dennoch unterstützen rund 60 Prozent der Eltern diese Maßnahme.
Um die Herdenimmunität zu erreichen, liegt das angestrebte Ziel bei über 95 Prozent. Trotz der jüngsten Erfolge sind die risksierenden möglichen Folgeschäden der Masern, einschließlich der gefürchteten späten Nebenwirkung SSPE, die Jahre nach der Erkrankung auftreten und meist tödlich enden können, ein Appell an alle Eltern, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen. Der weltweite Anstieg an Masernfällen, angestoßen durch ansteigende Impflücken, unterstreicht die Dringlichkeit und den Wert der Impfung, um zukünftige Ausbrüche zu verhindern und Leben zu retten.