
Luigi Toscano, ein renommierter Fotograf aus Mannheim, hat am Dienstagmittag in Berlin sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben. Diese Entscheidung traf Toscano im Rahmen eines Protestes gegen eine Bundestagsabstimmung, die Ende Januar stattfand und bei der die AfD der Union und der FDP zu einer Mehrheit verhalf. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing den Fotografen im Schloss Bellevue, wo Toscano seine Rückgabe offiziell vollzog. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz für seine bewegende Serie von großformatigen Porträts von Holocaust-Überlebenden.
Toscano hatte die Rückgabe seines Ordens bereits unmittelbar nach der Abstimmung angekündigt und erhebt damit seine Stimme gegen die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland. Insbesondere kritisiert er die von der Union vorgeschlagene Verschärfung der Migrationspolitik, die in Zusammenarbeit mit der AfD angenommen wurde. „Die Abstimmung ist untragbar und verletzend“, erklärte er in einem persönlichen Gespräch mit Steinmeier, das von Respekt geprägt war.
Solidarität mit Albrecht Weinberg
Besonders bemerkenswert ist, dass Albrecht Weinberg, ein 99-jähriger Holocaust-Überlebender und Freund Toscanos, diesen ebenfalls beauftragte, sein Verdienstkreuz am Bande zurückzugeben. Weinberg, der mehrere Konzentrationslager überlebte, zeigte sich schockiert über die politische Entscheidung des Bundestages und äußerte, dass es ihm zunehmend schwerfällt, die Auszeichnung zu tragen. Er stellte einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Migrationspolitik und dem historischen Erinnern her.
Weinberg hat seit seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2012 das Anliegen, in Schulen über seine Erfahrungen zu sprechen, und ist ein engagierter Verfechter der Erinnerungsarbeit. Während eines gemeinsamen Besuchs der beiden Männer in Leer, wo sie an einer Demonstration für Vielfalt und Toleranz teilnahmen, wurde die Rückgabe des Ordens zum gemeinsamen Akt des Protests. Toscano berichtete, dass Steinmeier ihm versicherte, mit Weinberg telefonieren zu wollen, da dieser aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich an der Zeremonie teilnehmen konnte.
Bedeutung der Auszeichnungen
Die Rückgabe der Auszeichnungen trifft auf breites Interesse und hat sowohl in Deutschland als auch international viel positiven Zuspruch erhalten. Steinmeier bedauerte die Rückgabe und hob die grundlegende Bedeutung des Einsatzes der beiden Ausgezeichneten für die Demokratie hervor. Er betonte, dass die Werte hinter den Ehrungen bestehen bleiben, auch wenn diese nun zurückgegeben werden.
Der Bundespräsident sprach auch die Verantwortung Deutschlands an, die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht zu vergessen und dem Rechtsextremismus entschieden entgegenzutreten. Inmitten eines anhaltenden gesellschaftlichen Diskurses fordern zahlreiche Demonstrationen eine „Brandmauer“ zur AfD, insbesondere in Städten wie Mannheim.
Die Rückgabe des Bundesverdienstkreuzes ist nicht nur ein symbolischer Akt, sondern steht auch in direkter Verbindung zu den jüngsten Abstimmungen zur Migrationspolitik im Bundestag. Die Union brachte einen Gesetzentwurf zur Eindämmung der Migration vor, der mit Unterstützung der AfD angenommen wurde, während ein paralleler Gesetzentwurf scheiterte. Toscano und Weinberg setzen mit ihrer Rückgabe ein starkes Zeichen gegen diese Entwicklungen und für den Erhalt demokratischer Werte.
Die Entscheidung von Toscano und Weinberg wurde zusätzlich von anderen Organisationen, wie dem Internationalen Auschwitz-Komitee, unterstützt, welches Verständnis für ihren Mut zeigt. Im Gesundheitszustand von Weinberg bleibt das Engagement für die Erhaltung der Erinnerung ein zentrales Anliegen für beide, während das Bundesverdienstkreuz die höchste Anerkennung für Verdienste um das Gemeinwohl darstellt und in acht verschiedenen Stufen verliehen wird.