
Steffen Günther, seit drei Jahren CFO der Liebherr-International AG, hat angekündigt, dass ein Umsatz von 15 Milliarden Euro ein schön erreichbares Ziel für das laufende Jahr wäre. Günther, der 2003 in die Firmengruppe eintrat und zuvor Positionen in Deutschland und Kanada bekleidete, erläuterte in einem Interview, wie das Unternehmen, trotz Herausforderungen, bestrebt ist, diese ambitionierte Zielmarke zu erreichen. Liebherr meldete kürzlich einen Rekordumsatz von 14,6 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2024.
Die Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht, sind jedoch nicht zu unterschätzen. Einige Sparten, darunter Erdbewegungen und Turmdrehkrane, verzeichneten erhebliche Umsatzrückgänge in dreistelliger Millionenhöhe. Außerdem sind Teile des Unternehmens, wie die Bereiche Kühl- und Gefriergeräte sowie Mischtechnik, von Kurzarbeit betroffen. Trotz dieser Rückschläge konnte eine Umsatzsteigerung von vier Prozent im Gesamtjahr 2024 erreicht werden, was als positives Zeichen gewertet wird.
Marktentwicklungen und Herausforderungen
Besonders wichtig für Liebherr sind die USA, ein bedeutender Markt, der jedoch unter Zöllen und Handelsbarrieren leidet. Zölle auf Produkte aus Europa in die USA könnten bis zu 20 Prozent betragen, was den Handel erheblich belasten würde. Gleichzeitig könnten chinesische Produkte mit bis zu 104 Prozent besteuert werden. Kunden erwarten zudem innovative Lösungen, wie alternative Antriebe, Wasserstoff und autonome Technologien.
Der deutsche Markt zeigt sich optimistisch, insbesondere durch das 500-Milliarden-Konjunkturpaket der Bundesregierung. Ein wichtiger Aspekt, der die Unternehmensstrategie beeinflusst, ist die Verlagerung von Arbeitsplätzen. 350 Arbeitsplätze werden von Bad Schussenried nach Bulgarien transferiert. Diese Entscheidung soll die Zukunft der Mischtechnik bei Liebherr sichern, da der Standort Deutschland aufgrund hoher Energiekosten nicht mehr optimal für die Produktion ausgewählter Produkte ist.
Unternehmensstruktur und aktuelle Entwicklungen
Liebherr ist ein familiengeführtes Unternehmen mit über 51.000 Mitarbeitern weltweit und einem Umsatz von 12,6 Milliarden Euro im Jahr 2022. Die Unternehmensführung liegt in den Händen der Geschwister Isolde und Willi Liebherr sowie weiterer Familienmitglieder. Die Gruppe ist in elf verschiedenen Geschäftsfeldern tätig, darunter Baumaschinen und Kühlschränke, und beschäftigt sich aktiv mit Forschung und Entwicklung für nachhaltige Technologien.
Zudem wird das Direktorium der Liebherr-International AG verstärkt. Zum 1. Mai 2022 wurden Steffen Günther und Thomas Schuler in das Direktorium berufen. Beide folgen auf Andreas Böhm und Uwe Rechtsteiner, die aus privaten Gründen ausscheiden. Das Direktorium leitet zentrale Bereiche, einschließlich Finanzen, IT und Supply Chain Management, und ist für die strategische Ausrichtung des Unternehmens verantwortlich.
Angesichts der neuesten Entwicklungen und Herausforderungen ist Liebherr bestrebt, sich international weiter auszudehnen und dabei auch in Wachstumsm Märkten wie Asien und Südamerika Fuß zu fassen. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung laufen ebenfalls auf Hochtouren, um den hohen Ansprüchen des Marktes gerecht zu werden. Die Firmengeschichte, die 1949 in Kirchdorf an der Iller mit der Entwicklung des ersten mobilen Turmdrehkrans begann, ist geprägt von kontinuierlichem Wachstum ohne größere Firmenverkäufe.
Liebherr hat sich kürzlich entschieden, vom Grundstückskauf im IGI Rißtal abzusehen und konzentriert sich stattdessen auf Investitionen im bestehenden Werk in Biberach. Diese Entscheidung unterstreicht die Absicht des Unternehmens, nicht nur die Effizienz zu steigern, sondern auch seine Standorte in Deutschland zu stärken.