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Landratsamt-Neubau in Landsberg: Bürger entscheiden gegen Millionenprojekt!

Am 1. April 2025 stimmte der Landkreis Landsberg über den Neubau des Landratsamtes ab. Mit 76,1% gegen das Projekt bleiben Fragen zur Zukunft des Penzinger Feldes und der Personalentwicklung offen.

Der Bürgerentscheid im Landkreis Landsberg gegen den geplanten Neubau des Landratsamtes hat deutliche Spuren hinterlassen. Mit 76,1 Prozent der Stimmen lehnten die Bürger das Projekt ab, während nur 23,9 Prozent für den Bau stimmten. Der Entwurf, welcher eine Kostenprognose von etwa 120 Millionen Euro umfasste, sah eine Nutzfläche von über 22.000 Quadratmetern und Platz für nahezu 500 Mitarbeiter vor. Gestaltet wurde der Bau von dem Berliner Architekturbüro Hascher Jehle, bekannt unter dem Namen „Lechkiesel“.

Die geplante Bahnhofsnähe und ein viergeschossiger Hybridbau aus Holz und Beton mit einem Sitzungssaal für 200 Personen sowie einem Foyer und einer Cafeteria wurden von der breiten Öffentlichkeit, besonders in den Gemeinden Dießen und Schondorf, kritisch betrachtet. Hier erreichte die Ablehnung in beiden Fällen bis zu 70 Prozent. Angesichts dieser Rückmeldungen hat die Initiative „Landratsamt Neubau stoppen“ über 10.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Ein bereits im Kreistag zunächst beschlossener Aufstellungsbeschluss für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan ist nun ebenfalls in Frage gestellt.

Finanzielle Konsequenzen und Zukunft des Grundstücks

Ein weiterer Brennpunkt nach dem Bürgerentscheid ist das Schicksal des Grundstücks am Penzinger Feld. Dieses wurde für 3,5 Millionen Euro erworben, doch die geplante Nutzung für das Landratsamt wurde jetzt ausgeschlossen. Stattdessen bleibt das Areal als Ackerland verkäuflich, und eine Rückabwicklung des Kaufvertrags ist nicht möglich. Die Verluste müssen aufgrund der Haushaltsverordnung Doppik abgeschrieben werden, was die finanziellen Spielräume des Landkreises weiter einschränken könnte.

Der Landrat Thomas Eichinger (CSU) steht ebenfalls in der Kritik. Während die Entourage des Landrats 2025 bereits 13,5 Stellen umfasst, was eine Verdopplung im Vergleich zu 2021 darstellt, wird auch eine Überprüfung der Personalentwicklung in der Kreisbehörde gefordert. Besonders die Zahl von 2,85 Stellen für „Social Media“, die vergleichbar mit mittelgroßen deutschen Unternehmen ist, sorgt für Unverständnis.

Politische Reaktionen und Ausblick

Der Kreistag erwägt nun, ein Organisationsgutachten in Auftrag zu geben, um mögliche Entbürokratisierungsansätze und Effizienzsteigerungen zu prüfen. Diese Diskussionen stehen im Kontext einer allgemeinen Diskussion über Bürgerbeteiligung und die Legitimationsfrage von Großprojekten in Deutschland. Angesichts wachsender Konflikte um Infrastruktur-Großprojekte und stadtprägende Vorhaben, wie in der Difu berichtet wird, könnte der Fall Landsberg als Beispiel für die Notwendigkeit einer stärkeren Bürgerbeteiligung dienen.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Ausgang des Bürgerentscheids nicht nur das konkrete Bauvorhaben betrifft, sondern auch tiefere Fragen zur Transparenz und Bürgerbeteiligung in der Kommunalpolitik aufwirft. Der Landkreis steht vor der Herausforderung, die geäußerten Bedenken seiner Bürger ernst zu nehmen und in zukünftige Planungen einzubeziehen.

Referenz 1
www.merkur.de
Referenz 2
www.sueddeutsche.de
Referenz 3
difu.de
Quellen gesamt
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