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Lachs-Skandal: Discounter in der Kritik – Was steckt wirklich dahinter?

Eine Verbraucherzentrale fordert nun einen Verkaufsstopp von Lachs bei Discountern wie Aldi und Lidl. Anlass sind alarmierende Berichte über Haltungsbedingungen und Umweltauswirkungen in der Lachszucht.

Ein massiver Ausbruch von Lachslaus-Infektionen in der norwegischen Zucht hat für weltweite Besorgnis gesorgt und wirft einen scharfen Blick auf die Zustände in der Lachszucht-Industrie. Der durchschnittliche Lachsverzehr pro Kopf in Deutschland liegt bei 1,7 Kilogramm jährlich. Die Verbraucherzentrale hat bereits einen Verkaufsstopp für Lachs bei Discountern wie Aldi und Lidl gefordert. Dies geschieht inmitten von Berichten über gravierende Missstände in Lachsfarmen.

Die Haltungsbedingungen für Zuchtlachse sind alarmierend. In der norwegischen Lachsindustrie verenden rund 25% der Fische während der Aufzucht. Die Todesfälle sind häufig auf Infektionskrankheiten und Verletzungen zurückzuführen. Dies ist nicht nur ein ethisches, sondern auch ein ökologisches Problem, da die großen Lachsfarmen die Meere überfischen und Wildlachsbestände gefährden. Kranke Tiere entkommen aus den Zuchtkäfigen und schädigen somit die lokalen Ökosysteme. Die Verantwortung hierfür tragen auch deutsche Lebensmitteleinzelhändler, die Lachsprodukte in ihren Sortimenten führen.

Demonstrationen und öffentliche Empörung

Immer mehr Menschen reagieren auf die skandalösen Bedingungen in der Lachszucht. Tausende Isländerinnen und Isländer haben kürzlich vor dem Parlament in Reykjavík gegen die Massentierhaltung demonstriert. Der zuständige Naturschutzvertreter Ingólfur Ásgeirsson von der Icelandic Wildlife Fund äußerte seine Empörung über die Praktiken, die insbesondere von den norwegischen Firmen Mowi und Salmar betrieben werden. In den Zuchtanlagen sind schätzungsweise eine Million Lachse von der Lachslaus befallen, einem Parasiten, der die Tiere erheblich schädigt.

Berichte zeigen, dass in Tálknafjörður bei Stichproben durchschnittlich 96 Lachsläuse pro Fisch in Käfigen von Arctic Fisk (Mowi) und 62,5 in Käfigen von Arnarlax (Salmar) gezählt wurden. Berglind Helga Bergsdóttir von der isländischen Lebensmittel- und Veterinärbehörde MAST warnt vor einer schnellen Ausbreitung der Lachslaus und einer möglichen Mutation des Parasiten. Die Regulierung und Kontrolle der Lachszucht in Island wird ebenfalls kritisiert, vor allem von der nationalen Rechnungsbehörde, die auf eine erhebliche mangelnde Aufsicht hinweist.

Wirtschaftliche Aspekte der Lachszucht

Die wirtschaftlichen Zahlen sind beeindruckend. In den letzten zehn Jahren ist der Umsatz der isländischen Aquakulturbranche um das Vierzigfache gestiegen und die aktuelle Produktion beläuft sich auf etwa 50.000 Tonnen. Lizenzen für eine zusätzliche Produktion von fast 100.000 Tonnen wurden ebenfalls bereits vergeben. Im Vergleich dazu produzierte Norwegen im vergangenen Jahr rund 1,4 Millionen Tonnen Zuchtlachs. Schockierende Zahlen zeugen von den Missständen: Im Schnitt verendet jeder sechste Lachs in Norwegen vor der Schlachtung, in manchen Anlagen sogar jeder vierte. Im Jahr 2022 verendeten 58 Millionen Lachse, was inklusiv Brutstationen eine Gesamtzahl von 92,3 Millionen ergibt.

Ungeachtet dieser Missstände bleibt die Reaktion der Konsumenten gemischt. Einige Restaurants in Island und Norwegen haben den norwegischen Zuchtlachs von der Speisekarte gestrichen. Die norwegische Verbraucherorganisation Forbrukerrådet fordert ein Gesundheitszeugnis für Zuchtlachs, während die Branchenorganisation Sjømat Norge argumentiert, dass solche Informationen für Konsumenten irrelevant seien, da keine Ansteckungsgefahr für Menschen bestehe.

Die großen Discounter Aldi und Lidl verteidigen ihre Lachsprodukte vehement. Aldi Nord betont, dass ihre Lachsartikel hohen Qualitätskriterien entsprechen und nach Global GAP sowie ASC zertifiziert sind. Aldi Süd sieht den Verzehr von Lachs aus norwegischer Zucht als gesundheitlich unbedenklich an. Lidl hebt sein Engagement für Nachhaltigkeit und Tierwohl hervor, indem 100% der Fisch- und Meeresfrüchteprodukte zertifiziert seien. Dennoch entscheiden letztlich die Verbraucher selbst über den Kauf dieser Produkte.

Für weitere Hintergrundinformationen zur Massentierhaltung in der Lachszucht und ihrer globalen Dimension können die Artikel von Der Westen, taz und Spiegel konsultiert werden: Der Westen, taz und Spiegel.

Referenz 1
www.derwesten.de
Referenz 2
taz.de
Referenz 3
www.spiegel.de
Quellen gesamt
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