
In einem eindringlichen Appell hat der deutsche Künstler Anselm Kiefer seine Besorgnis über die politische Entwicklung in Deutschland geäußert. Mit Blick auf die Bundestagswahl, bei der die AfD 20,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte, bezeichnete Kiefer die Situation als „schrecklich“ und fühlt sich durch den zunehmenden Rechtsextremismus bedroht. Besonders alarmierend sei das „Sumpf“ des Rechtsextremismus und Antisemitismus, der weiterhin fruchtbar sei.
Kiefer, der sich in seinem Werk intensiv mit dem Nationalsozialismus und den Folgen des Zweiten Weltkriegs beschäftigt, zieht Vergleiche zwischen der gegenwärtigen politischen Lage und dem Kalten Krieg. Er beschreibt Letzteren als berechenbar und besser einzuordnen als die aktuellen Konflikte, die auch durch den Krieg in der Ukraine sowie Spannungen mit den USA geprägt sind. Kiefer thematisiert in diesem Kontext die Verantwortung, die die Kunst in schwierigen Zeiten trägt.
Kultur und Erinnerung
In diesem Zuge erinnert der Künstler an die historischen Lehren des vergangenen Jahrhunderts, das durch die dunklen Kapitel des Nationalsozialismus geprägt wurde. Die Diskussion über die AfD und deren Ansichten ist auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, wie die Süddeutsche betont. Die extrem rechte Partei reflektiert Gedanken, die schon seit langem in der deutschen Gesellschaft vorhanden sind und verdeutlicht, dass nichts als sicher angesehen werden kann.
Der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar und der 8. Mai, der das Ende des Zweiten Weltkriegs markiert, sind ständige Erinnerungen an die grässlichen Ereignisse und den Verlust von Millionen von Menschenleben. Am 7. Mai 1945 wurde die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches unterzeichnet, was am nachfolgenden Tag in Berlin wiederholt wurde. In Russland wird der 8. Mai als Feiertag begangen, was die unterschiedlichen Perspektiven auf das historische Geschehen verdeutlicht.
Kunst als Antwort auf das Vergessen
Kiefers bevorstehende Ausstellung zu seinem 80. Geburtstag, die am 8. März in Amsterdam eröffnet wird, trägt den Titel „Sag mir wo die Blumen sind“. Dieser Bezug zu einem anti-kriegerischen Lied von Pete Seeger, das Marlene Dietrich auch auf Deutsch gesungen hat, unterstreicht ein zentrales Anliegen des Künstlers: die Auseinandersetzung mit Krieg und Verlust. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit zwischen dem Van Gogh Museum und dem Stedelijk Museum organisiert und umfasst ein neues monumentales Werk des Künstlers.
Historisch betrachtet hat Kunst in politischen Umbrüchen immer eine ambivalente Rolle gespielt. Unter dem Nationalsozialismus wurde jegliche Kunst, die nicht der Ideologie entspräche, verfolgt, und das kulturelle Leben neu geordnet, wie das Deutsche Historische Museum ausführlich dokumentiert. Künstler, die nicht „arischer“ Abstammung waren oder gegen die NS-Kulturpolitik verstießen, verloren ihre Existenzgrundlage, und Vielfalt wurde durch eine uniformierte Kunstauffassung ersetzt.
In einer Zeit, in der die Schatten der Vergangenheit wieder aufbrechen, ist Kiefers Arbeit und seine reflektierende Haltung über das, was Kunst in dieser Welt leisten kann, von enormer Bedeutung. Sein Schaffen fordert uns dazu auf, nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart kritisch zu betrachten und uns aktiv gegen den schleichenden Rechtsextremismus zu stellen.