
Die aktuelle Ausstellung „Nichts als Natur“ im Kunsthaus Dahlem widmet sich umfassend dem Werk Ewald Matarés, eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Mit über 80 Exponaten, darunter Holzschnitte und kunsthandwerkliche Stücke, bietet die Ausstellung einen tiefen Einblick in seine Tierplastiken, die in der deutschen Bildhauerei eine besondere Stellung einnehmen. Dabei liegt ein zentrales Augenmerk auf Matarés Leidenschaft für Kühe, die er in vielfältigen Variationen darstellte.
Ewald Mataré, geboren 1887 in Aachen, war als Maler, Grafiker und Bildhauer aktiv. Seine erste Kuhskulptur, die „Windkuh“, entstand 1923. Er beobachtete Kühe intensiv und dokumentierte, wie sie sich bei Wind aufstellen, um ihre Angriffsfläche zu minimieren. Diese Form der Beobachtung zeigt sich in seinem gesamten Werk. Matarés Kühe wurden 1938 im Zuge der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt, was das Aufeinandertreffen von Kunst und Politik in dieser schwierigen Zeit unterstreicht, berichtet der Tagesspiegel.
Ein Künstler zwischen den Epochen
Mataré erlebte prägende historische Umbrüche, darunter zwei Weltkriege, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und die Anfangsjahre der Bundesrepublik. Zunächst als Maler tätig, wandte er sich aufgrund von Materialmangel dem Schnitzen zu und schuf seine Skulpturen als Unikate aus Holz, die er teilweise auch in kleinen Auflagen aus Bronze goss. Diese Wandlung in seiner Technik fiel mit der Entwicklung seiner künstlerischen Handschrift zusammen, die zunehmend abstrahierte Formen annahm, besonders ab den 1940er-Jahren.
In der Ausstellung sind Werke aus verschiedenen Schaffensperioden Matarés zu sehen. So sind die figürlichen Arbeiten der 1920er-Jahre stark ausgeprägt, während seine spätere Kunst durch eine zunehmende Abstraktion gekennzeichnet ist. Die Ausstellung läuft bis zum 9. Juni 2025 und bietet den Besuchern auch die Möglichkeit, mit einem interaktiven Raum kreative Erfahrungen zu sammeln, wie die Webseite des Kunsthauses Dahlem ergänzt.
Lesen und Lernen
Ein zweisprachiger Katalog zur Ausstellung ist erhältlich, in dem über 80 Abbildungen und Texte von Dorothea Schöne und Philine Pahnke zusammengebracht wurden. Neben den Plastiken Matarés werden auch Arbeiten der zeitgenössischen Künstlerin Pomona Zipser gezeigt, die mit Fundholz arbeitet. Diese Kombination aus historischer und zeitgenössischer Kunst ermöglicht einen spannenden Dialog über die Beziehung zwischen Mensch und Natur.
Mataré, der 1965 im Alter von 78 Jahren in Büderich starb, hinterließ ein bedeutendes künstlerisches Erbe. Seine Werke, darunter zahlreiche Auftragsarbeiten wie die Bronzetüren für das Südquerhaus des Kölner Doms, haben nicht nur in der Nachkriegszeit, sondern auch heute noch großen Einfluss. Unter seinen Schülern war auch der renommierte Künstler Joseph Beuys, was Matarés Bedeutung in der deutschen Kunstszene unterstreicht.