
Die aktuelle Kunstausstellung „Vor dem Spiegel“, präsentiert vom in Mannheim lebenden Künstler Bahaiden, wurde am Freitag, dem 10. Januar 2025, im Foyer der Fruchthalle eröffnet. Der Titel der Ausstellung thematisiert das Spiegelsymbol, das eine zentrale Rolle in vielen monotheistischen Religionslehren spielt und reflektiert die verzweigten Themen von Identität und Selbstkritik.
Die Ausstellung zeigt ein bemerkenswertes Farbenspiel, das vor allem durch Gelb- und Orangetöne dominiert wird. An den Wänden des Foyers sind Tafeln im vertikalen Panoramaformat angebracht, die im oberen Drittel Bahaidens abstrakte und bunte Spiegelbildmalereien präsentieren. Diese Farben repräsentieren nicht nur seine künstlerische Vision, sondern auch sein Denken, das von einem ständigen Streben nach einer humanitären Welt geprägt ist. Der Kurator der Ausstellung, Dr. Christoph Dammann, Direktor des städtischen Referates Kultur, und der Laudator, Professor Benno Lehmann, der Bahaiden seit zwei Jahrzehnten begleitet, hoben die Bedeutung seiner Kunst für die Reflexion von Freud und Leid hervor.
Der Weg des Künstlers
Bahaiden, gebürtig aus Kurdistan und 1970 in Mannheim geboren, hat einen bewegten Fluchtweg hinter sich. 1993 verließ er den Irak aus politischen Gründen und gelangte über die Türkei, Griechenland und Frankreich nach Deutschland. Dieser Weg führte ihn nicht nur in ein neues Leben, sondern auch in eine neue Künstlerkarriere. Seine Erfahrungen, die geprägt sind von dem Kampf um Freiheit und Identität, spiegeln sich in den Werken wider, die er seit 1985 auf Gruppenausstellungen in Ländern wie Deutschland, Schweden, Spanien und Japan zeigt.
Anlässlich der Eröffnung betonte der Künstler, dass die Farbnuancen in seinen Bildern nationale Grenzen einreißen sollen. Die Farben haben für ihn eine tiefere Bedeutung: Blau steht nicht für Liebe, sondern trägt eine eigene Symbolik in seinem Werk. Diese Auffassung spiegelt sich in seiner abstrakten Maltechnik wider, die von expressiven Gesten und einem spontanen, unmittelbaren Ausdruck geprägt ist.
Besucherinfo und weitere Inhalte
Die Ausstellung „Vor dem Spiegel“ wird bis zum 11. Februar 2025 zu sehen sein, mittwochs von 9 bis 14 Uhr sowie während Abendveranstaltungen und Konzerte. Der Eintritt ist frei. Ein Rundgang durch das Foyer erfordert Muße, um die Inhalte und Emotionen der Werke wirklich zu erfassen.
In einem weiteren Kontext zur kurdischen Kunst ist die Ausstellung von Fatoş Irwen in Berlin erwähnenswert, die sich mit Themen wie Krieg, Hunger und Selbstbehauptung auseinandersetzt. Irwen, die in Diyarbakır geboren wurde, thematisiert in ihren Arbeiten den Einfluss ihres Heimatstaates und reflektiert die Herausforderungen, die damit verbunden sind. Ihre poetischen Werke stehen in starkem Kontrast zur aktivistischen Kunst, die oft direkte politische Aussagen trifft, und zeigen auf, wie Kunst als Ausdrucksmittel für traumatische und zugleich existenzielle Themen genutzt werden kann. Diese Entwicklungen in der kurdischen Kunstszene zeigen die Vielfalt und Tiefe des künstlerischen Schaffens, das auch in Bahaidens Arbeiten widerhallt.
Während die Ausstellung in Kaiserslautern ein Fokus auf die persönlichen Erfahrungen und das Selbstverständnis des Künstlers setzt, steht Irwens Kunst für eine breitere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Wunden der Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart.
Mit dieser Kombination aus individueller Perspektive und gesellschaftlicher Reflektion belebt Bahaidens Ausstellung einen wichtigen Dialog über Identität, Kultur und das Streben nach humanitären Werten in der heutigen Ausstellungslandschaft.