
In Weingarten, Baden-Württemberg, haben die Bauarbeiten für ein neues Flüchtlingsheim begonnen, welches aufgrund einer Vielzahl von Herausforderungen ein Jahr später als ursprünglich geplant realisiert wird. Laut Schwäbische Zeitung hat der Landkreis vor rund einer Woche mit den Arbeiten an der Ecke Wildenegg-/Lazarettstraße begonnen. Die geplante Wohnunterkunft soll Platz für 57 Flüchtlinge bieten und ist auf eine Nutzung von mindestens fünf Jahren ausgelegt.
Die Baumaßnahme wurde am Montagabend dem Technischen Ausschuss vorgestellt. Derzeit wird das Fundament errichtet, wobei die Witterungsbedingungen die Fortschritte beeinflussen könnten. Die Container, aus denen das zweigeschossige Gebäude mit einer Fläche von 300 Quadratmetern erbaut wird, sollen Anfang März geliefert werden. Ziel ist es, die ersten Bewohner bereits im Mai unterzubringen, die genaue Zuweisung bleibt jedoch vorerst unklar.
Kritik an der Standortwahl
Die Standortwahl des neuen Flüchtlingsheims erfolgt unter Zeitdruck, was in der Öffentlichkeit auf Kritik stößt. Die Stadt Weingarten nimmt aktuell mehr Flüchtlinge auf als vorgesehen: während ein Soll von 826 Flüchtlingen besteht, sind es derzeit 1009. Hinzu kommt, dass bis Ende 2027 durch den Abriss eines ehemaligen Krankenhauses 256 Plätze wegfallen werden, was die Dringlichkeit der Bauvorhaben unterstreicht.
Das Bauprojekt wird mit Gesamtkosten von rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Allerdings haben Verzögerungen bei der Altlastenprüfung sowie Anpassungen wegen Naturschutz zu einer Verschiebung im Zeitplan geführt. In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es Bedenken, dass die Fläche und die Rahmenbedingungen nicht optimal für eine langfristige Unterbringung von Flüchtlingen sind.
Rechtliche Rahmenbedingungen für Flüchtlingsunterkünfte
Die Schaffung von Flüchtlingsunterkünften in Deutschland wird durch diverse gesetzliche Regelungen erleichtert. Laut BMWSB erfährt das Baugesetzbuch durch die Einführung des § 246 spezielle Anpassungen, die vor allem die Umnutzung bestehender Gebäude und die Errichtung mobiler Unterkünfte betreffen. Diese Regelungen sollen dazu dienen, die Unterbringung von Flüchtlingen zu beschleunigen und effizienter zu gestalten.
Ein weiterer Aspekt ist die Regelung, die es Kommunen ermöglicht, bis Ende 2024 von den Vorschriften des Baugesetzbuchs abzuweichen. Dies wurde als Antwort auf die steigenden Herausforderungen bei der Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern beschlossen. Bundesregierung betont, dass der rechtliche Rahmen gegeben ist, um flexible Lösungen zu finden und die dringend benötigten Unterkünfte zeitnah bereitzustellen.
Insgesamt blickt Weingarten einem intensiven Jahr entgegen, in dem die neue Unterkunft nicht nur die Bedürfnisse der ankommenden Flüchtlinge adressieren, sondern auch die teilweise kritischen Stimmen in der Bevölkerung herausfordern muss. Eine geplante Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger nach Fertigstellung des Heims soll dazu beitragen, den Dialog zu fördern und Ängsten entgegenzuwirken.