
Die derzeitige Diskussion über die Energiepolitik in Deutschland wird maßgeblich von dem kürzlich verabschiedeten Gebäudeenergiegesetz (GEG) der Bundesregierung geprägt. Mit dem Ziel, den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen zu beschleunigen, soll ab Mitte 2028 die Nutzung von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie für alle neuen Heizungen verbindlich werden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral wird, während rund drei Viertel der Heizungen im Land aktuell mit fossilem Gas oder Öl betrieben werden. Ab dem 1. Januar 2024 dürfen in Neubauten nur Heizungen installiert werden, die den vorgenannten Anforderungen entsprechen. Für bestehende Gebäude gelten längere Übergangsfristen.
Der Plan trifft jedoch auf Widerstand. Prof. Dr. Hans-Werner Sinn kritisiert den geplanten Abriss eines Großteils des Gasnetzes als „Akt mutwilliger Zerstörung“. Er hebt hervor, dass diese Infrastruktur unter großen Entbehrungen von früheren Generationen aufgebaut wurde und der Rückbau Vermögenswerte im Umfang von hunderten Milliarden Euro gefährden könnte. Laut Sinn stammt die Energie aus Erdgas zur Hälfte aus Wasserstoffverbrennung, die kein CO2 freisetzt. Während der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung 2023 auf 56 Prozent anstieg, argumentiert er, dass der tatsächliche Anteil von Wind- und Solarstrom am Primärenergieverbrauch nur etwa 7 Prozent beträgt und die allgemeinen Vorstellungen über grünen Strom unrealistisch seien.
Finanzielle Anreize und Förderprogramme
Im Rahmen des GEG wird den Kommunen aufgegeben, bis spätestens Mitte 2028 festzulegen, wo Wärmenetze oder klimaneutrale Gasnetze ausgebaut werden sollen. Damit der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme für Hauseigentümer finanziell attraktiv bleibt, können ab dem 27. August 2024 Förderanträge gestellt werden. Die Förderung kann bis zu 35 Prozent der Investitionskosten betragen, inklusive einer Grundförderung von 30 Prozent und einem Effizienz-Bonus von 5 Prozent.
Für Einfamilienhausbesitzer sind maximal 70 Prozent der Kosten förderfähig, abhängig vom Einkommen. Ab dem 27. Februar 2024 können diese zudem Förderanträge bei der KfW stellen. Auch die Energieberatung wird gefördert, wobei bis zu 50 Prozent der Beratungskosten übernommen werden. Die Bundesregierung versucht somit, den Heizungstausch unter bestimmten Bedingungen zu fördern, während gleichzeitig Übergangslösungen für bestehende Heizungen bestehen bleiben.
Die Herausforderungen der Energiewende
Trotz positiver Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es erhebliche Bedenken bezüglich der aktuellen Energiepolitik. Sinn warnt vor einer vollständigen Umstellung des Wärmemarktes auf Strom, da dies die deutsche Wirtschaft verwundbar machen könnte. Zudem wird die Kritik an der Berliner Wirtschaftspolitik immer lauter. Hohe Strompreise und rückläufige Industrieproduktion stehen im Raum. Auch der CO2-Preis für fossile Brennstoffe, der ab 2024 auf 45 Euro pro Tonne steigen soll, wird von vielen als problematisch angesehen.
Laut dem Umweltbundesamt deckten die erneuerbaren Energien im Jahr 2023 21,6 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs, ein Anstieg um 0,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Für 2030 wird ein Ziel von 42,5 Prozent erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch angestrebt. Dies stellt die Dynamik der Energiewende unter Beweis, doch bleibt die Frage, ob die gesetzten Ziele auch realistisch und umsetzbar sind. Prof. Sinn äußert Skepsis hinsichtlich der Durchführbarkeit dieser ambitionierten Pläne.