
Der Druck auf die Alkoholindustrie in den USA und Europa wächst, insbesondere nach den jüngsten Forderungen von US-Gesundheitsminister Vivek Murthy. Er fordert die Einführung von Krebswarnhinweisen auf alkoholischen Getränken. Diese Maßnahme könnte nicht nur für die Verbraucher aufschlussreich sein, sondern auch signifikante Auswirkungen auf die Aktienkurse von Brauereien und Spirituosenherstellern haben, die bereits aufgrund solcher Diskussionen gefallen sind, wie Welt berichtet.
In den USA wird Alkohol als eine anerkannte, vermeidbare Ursache für Krebs eingestuft. Laut Murthy sind jährlich etwa 100.000 Erkrankungen und 20.000 Todesfälle in den USA auf alkoholbedingte Krebsarten zurückzuführen. Studien belegen zudem, dass Alkoholkonsum das Risiko für mindestens sieben Krebsarten erhöht, darunter Brust-, Rachen- und Darmkrebs.
Regulatorische Änderungen und internationale Reaktionen
Der US-Kongress plant, bestehende Alkoholwarnhinweise zu überarbeiten und zu verschärfen. Aktuell betreffen diese Warnhinweise lediglich Schwangerschaft und Fahruntüchtigkeit. In Europa wird ebenfalls über gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkohol-Etiketten diskutiert. Allerdings existieren bisher keine verbindlichen Richtlinien. Irland plant ab Mai 2026, auf Etiketten sowohl den Kaloriengehalt als auch den Alkoholgehalt anzugeben und auf die Gesundheitsrisiken hinzuweisen.
In Deutschland hingegen forderte Burkhard Blienert, der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, alternative Maßnahmen zur Alkoholprävention. Derzeit leben in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen mit Alkoholabhängigkeit. Blienert schlägt strengere Grenzen für Alkoholwerbung und einen höheren Jugendschutz vor.
Der Stand der Forschung
Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Dr. Susan M. Gapstur hat den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebs eingehend untersucht. Die Ergebnisse, die im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurden, bestätigen, dass alkoholische Getränke als krebserregend eingestuft werden. Ethanol und Acetaldehyd in alkoholischen Getränken sind ebenfalls als krebserregend bekannt, mit einem besonders hohen Risiko für spezifische Krebsarten.
Es gibt keine Schwellendosis für das Krebsrisiko durch Alkohol. Studien zeigen, dass bereits geringe Mengen das Risiko für verschiedene Krebsarten erhöhen. Darüber hinaus gibt es derzeit keine ausreichenden Beweise dafür, dass die Reduktion des Konsums als wirksame Maßnahme zur Senkung des Krebsrisikos wirkt. Ein signifikanter Teil der internationalen Forschung unterstützt diese Erkenntnis.
Kein sicherer Alkoholkonsum
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat kürzlich erklärt, dass es kein gesundheitlich unbedenkliches Niveau des Alkoholkonsums gibt. Alkohol gilt als toxische, psychoaktive und süchtig machende Substanz und ist für mindestens sieben Krebsarten verantwortlich. WHO hebt hervor, dass jeder Konsum von Alkohol ein gewisses Krebsrisiko birgt, unabhängig von der Menge oder dem Typ des Getränks.
Die WHO steht den alarmierenden Statistiken gegenüber, wonach über 200 Millionen Menschen in der Europäischen Region einem erhöhten Risiko für alkoholbedingte Krebserkrankungen ausgesetzt sind. Die Mehrheit dieser Fälle betrifft beeinträchtigte Bevölkerungsgruppen mit überdurchschnittlichen Raten an alkoholbedingten Todesfällen.
Trotz dieser bemerkenswerten Entwicklungen und den klaren wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Risiken des Alkoholkonsums, besteht in der alkoholproduzierenden Branche und unter der Bevölkerung nach wie vor eine Skepsis in Bezug auf die Kausalität zwischen moderatem Alkoholkonsum und Gesundheitsrisiken. Univadis berichtet, dass der deutsche Brauer-Bund und der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie anmerken, dass es keine stichhaltigen Beweise für erhebliche Risiken selbst bei geringem Konsum gibt.
Insgesamt zeigt sich ein abnehmendes Trinkverhalten unter Jugendlichen in Deutschland. Die Abstinenz ist gestiegen und der erste Kontakt mit Alkohol verschiebt sich: Jugendliche trinken im Durchschnitt erst im Alter von 15,2 Jahren ihren ersten Schluck, was einen Anstieg im Vergleich zu 2004 darstellt. Der Trend zum Verzicht auf Alkohol zeigt sich auch im Kontext von Initiativen wie dem „Dry January“, der immer beliebter wird.