
Ein 38-jähriger Mann steht derzeit wegen gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Amtsgericht Lehrte in Niedersachsen. Er wird beschuldigt, in 60 Fällen Erkrankungen vorgetäuscht zu haben, um sich in verschiedenen Kliniken in ganz Deutschland behandeln zu lassen. Laut Mopo soll der Gesamtschaden für die Krankenkasse rund 120.000 Euro betragen. Der Betrüger gab an, in etwa 300 Kliniken bundesweit eingequartiert zu sein und übernachtete unter anderem in Einrichtungen in Hannover, Emden und Osnabrück.
Die Anklage erhebt vor allem schwere Vorwürfe. Zwischen Mitte April und Anfang September 2024 täuschte der Angeklagte Symptome vor, um die Aufnahme in verschiedene Krankenhäuser zu ermöglichen. Dies geschah als Mittel, um Übernachtungen in Obdachloseneinrichtungen zu vermeiden, wie t-online.de berichtet. Während der Verfahren gab der Mann an, an Multipler Sklerose zu leiden und rückte damit in den Fokus der Ermittler aufgrund seiner vorangegangenen Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Haft wegen ähnlicher Betrugsfälle, bei denen er ebenfalls ungerechtfertigte Krankenhausaufenthalte geltend machte.
Persönliche Problematik und Gerichtsurteil
Das Amtsgericht hat den Mann aufgrund seiner festgestellten verminderten Schuldfähigkeit bei einem psychiatrischen Gutachten verurteilt. Es stellte fest, dass er eine Persönlichkeitsstörung mit dissozial-narzisstischen Anteilen aufweist. Nach seiner Haftentlassung im Sommer 2022 litt er an Depressionen und wurde drei Wochen in einer Klinik in Hamburg behandelt. Laut des Berichts hatte er nach dieser Zeit mit Alkoholsucht zu kämpfen und hörte Stimmen, die ihn dazu aufforderten, viele Krankenhäuser aufzusuchen.
Die Beratungen im Gericht sind bereits in vollem Gange, und ein Urteil wird für den heutigen Tag erwartet. Es wird eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren und drei Monaten, wie in früheren Urteilen, diskutiert. In der Vergangenheit hat das Landgericht Hildesheim bereits gegen den Angeklagten entschieden, als dieser aufgrund von hundert nicht berechtigten Krankenhausaufenthalten verurteilt wurde.
Betrugsfälle im Gesundheitswesen
Diese Fälle sind Teil eines größeren Problems, wie die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) feststellt. In den vergangenen 14 Monaten hat die ZKG mehr als 450 Verfahren wegen Betrugs im Gesundheitssektor bearbeitet. Die ZKG, die im September 2020 gegründet wurde, hat über 197 Verfahren eröffnet und sich mit einer Vielzahl von Betrugsfällen beschäftigt. In dieser Zeit wurden vor allem Ärzte, Pflegedienste und Physiotherapeuten ins Visier genommen, wie Ärzteblatt berichtet.
Der Vorsitzende Richter in diesem aktuellen Fall wies darauf hin, dass der Angeklagte strukturiert und systematisch vorgegangen sei, um die Schwächen im System auszunutzen. Die Aufdeckung solcher Betrugsfälle hat wichtige Konsequenzen und zeigt die Notwendigkeit fordernder Maßnahmen im Gesundheitssektor zur Bekämpfung ähnlicher Delikte.