
Am 6. Februar 2025 fand in der Kölner Flora eine besondere Ehrung statt: Elf Gastronomen erhielten hier ihr Zertifikat für die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ). Diese Auszeichnung honoriert Unternehmen, die soziale Verantwortung über Gewinnmaximierung stellen und Werte wie Menschenwürde, Freiheit und ökologische Verantwortung in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Der GWÖ-Prozess, der mittlerweile seit 2011 in Deutschland durchgeführt wird, basiert auf der Arbeit des österreichischen Aktivisten Christian Felber. Diese Bewegung hat in Köln bereits mehr als 20 Unternehmen motiviert, an der GWÖ-Bilanzierung teilzunehmen, darunter auch öffentliche Institutionen wie die Köln-Bäder und den Caritasverband.
Kölns Umwelt-Dezernent William Wolfgramm und Manfred Janssen, Geschäftsführer von KölnBusiness, betonten während der Zeremonie die hohe Bedeutung der Gastronomieszene für die städtische Gemeinschaft. Insbesondere Maureen Wolf von der Gaststätte „Bei Oma Kleinmann“ hob hervor, dass Gastronomiebetriebe eine wichtige Rolle in der sozialen Verantwortung spielen. Die von ihnen erzielten Ergebnisse reflektieren die Bemühungen um ethische Standards und nachhaltige Geschäftspraktiken.
Der GWÖ-Prozess: Ein Weg zur Verantwortung
Der GWÖ-Prozess bietet eine wertvolle Orientierung für Unternehmen, um ihre Abläufe neu zu denken. Die Bewertung umfasst dabei verschiedene Dimensionen, darunter ökologische Auswirkungen und soziale Engagements. Um ein GWÖ-Zertifikat zu erlangen, müssen Unternehmen einen bestimmten Punktewert erreichen. Der Prozess zur Erstellung einer Gemeinwohl-Bilanz kann unterschiedlich gestaltet werden, sei es in Zusammenarbeit mit Beratern, durch Peer-Gruppen oder eigenständig.
Unternehmen, die sich für die Unterstützung durch einen Berater entscheiden, profitieren von fachkundiger Anleitung und maßgeschneiderten Lösungen. In Peer-Gruppen, welche aus vier bis sechs Organisationen bestehen, wird in Workshops gemeinsam an individuellen Berichten gearbeitet. Diese Workshops dauern meist sechs bis neun Monate und münden in eine Peer-Evaluierung, die als Ersatz für eine externe Prüfung dienen kann. Unternehmen haben zudem die Möglichkeit, Materialien und Vorlagen für eine eigenständige Erstellung zu nutzen, um ihren Bericht zu strukturieren und die Eigenbewertung durchzuführen.
Fördere Gemeinschaft und Nachhaltigkeit
Die neu ausgezeichneten Gastronomiebetriebe sind Teil eines wachsenden Netzwerks von gemeinwohl-bilanzierten Organisationen. Diese Organisationen gelten als Pioniere in der Umsetzung nachhaltiger Praktiken. Sie arbeiten nicht nur daran, ihre positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft und Umwelt zu dokumentieren, sondern entwickeln auch kontinuierlich Verbesserungspotenziale. Der Austausch in Peergruppen und Vernetzungstreffen fördert neue Ideen und Konzepte, die für die kontinuierliche Transformation der Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind.
Unternehmen wie der Tischlermeister Joachim Hoff, der für seine Kundenbesuche Lastenräder nutzt und auf regionale Zulieferer setzt, oder Unternehmensberater Oliver Kirchhof, der Flugreisen durch digitale Kommunikationsmittel ersetzt hat, zeigen, wie vielfältig die Ansätze sind, die im Rahmen der GWÖ-Bilanzierung umgesetzt werden. Diese Maßnahmen belegen, wie ernst es den Betrieben ist, ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft wahrzunehmen.
Insgesamt bietet die Gemeinwohl-Ökonomie eine Denkweise, die den Wert über den Profit stellt und damit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft leistet. Informationen über bereits bilanzierten Unternehmen stehen zur Verfügung, was anderen Organisationen ermöglicht, von den Erfahrungen anderer zu lernen und Teil dieser Bewegung zu werden. Weitere Details und Berichte über die GWÖ finden Interessierte auf den Webseiten der Gemeinwohl-Ökonomie, Ökologisch-Demokratischen Partei und EconGood.