
In Nordrhein-Westfalen zeichnen sich besorgniserregende Entwicklungen im Bereich der Gastronomie ab. Die Zahl der Kneipen hat zwischen 2006 und 2023 um fast 42 Prozent abgenommen. Während es 2006 noch über 14.000 Kneipen gab, sind es 2023 nur noch mehr als 8.000. Auch die Gesamtzahl der Gastronomiebetriebe ist von knapp 50.000 auf über 42.000 gesunken, wobei die Anzahl der Restaurants relativ stabil bleibt. Laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in NRW ist die wirtschaftliche Lage angespannt und wurde durch verschiedene Faktoren, einschließlich der Corona-Pandemie, erheblich beeinflusst berichtet.
Thorsten Hellwig, Pressesprecher von Dehoga, überblickt die anhaltenden Schwierigkeiten der Branche. Die Umsätze liegen weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie. Fachkräftemangel und die Rückzahlung von Hilfen und Krediten belasten die Wirte zusätzlich. Der Ukraine-Krieg hat 2022 zu einem hohen Kostendruck geführt, was die Situation weiter verschärfte. Auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen trägt zur Belastung bei. Die Bürokratie stellt eine erhebliche Hürde dar, insbesondere für kleinere Betriebe, die mit langen Genehmigungszeiten für Renovierungsmaßnahmen kämpfen. Hellwig fordert einen Bürokratieabbau und die Wiederherstellung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes als Maßnahmen zur Unterstützung der Gastronomie stellt fest.
Herausforderungen für die Gastronomie
Die Entwicklung der Gastronomie in NRW ist auch im Kontext eines allgemeinen Rückgangs in Deutschland zu sehen. Während nominaler Umsatz in der Branche 2023 um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stieg, sank der reale Umsatz um 0,9 Prozent gegenüber 2022. Dies widerspiegelt die anhaltende Unsicherheit und die verschiedenen Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht. Besonders Bars und Diskotheken haben mit Rückgängen zu kämpfen, während die speisegeprägte Gastronomie geringfügig ansteigen konnte. Die Gastronomie ist stark saisonal geprägt – während die Sommermonate höhere Umsätze bringen, sieht man in den Wintermonaten häufig Rückgänge argumentiert.
Die Pandemie hat viele Betriebe gezwungen, ihr Geschäftsmodell anzupassen. Restaurantbesitzer haben auf Liefer- und Abholservices umgeschwenkt, und Outdoor-Dining sowie Pop-up-Restaurants gewannen in dieser Zeit an Popularität. Hygienekonzepte und Sicherheitsmaßnahmen sind nach wie vor entscheidend, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Die Digitalisierung hat zudem an Bedeutung gewonnen, viele Gastronomiebetriebe setzen mittlerweile auf digitale Bestellsysteme und Online-Reservierungen, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Zukunftsperspektiven
Trotz der Herausforderungen sieht Hellwig die Gastronomiebetriebe als wichtig für die Gesellschaft an, und ihre Zukunft wird stark von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängen. Technologische Innovationen, Nachhaltigkeit und die steigende Nachfrage nach regionalen und saisonalen Produkten könnten zur Stabilität der Branche beitragen. Versicherung von Fachkräften bleibt jedoch ein kritisches Thema. Die Prognosen für 2024 deuten auf eine langsame Erholung hin, die jedoch stark von der wirtschaftlichen Lage und politischen Entscheidungen beeinflusst wird.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Gastronomie in NRW vor großen Herausforderungen steht. Während die Zahlen der Kneipen weiterhin sinken, bleibt die Hoffnung, dass durch geeignete Maßnahmen und Anpassungsfähigkeit die Branche langfristig überleben kann. Die Entwicklungen im Gastgewerbe sind ein Spiegelbild der zeitgenössischen ökonomischen und sozialen Dynamiken in Deutschland.