
Ein kleiner Eisbär im Zoo Karlsruhe sorgt derzeit für große Aufregung. Das vier Monate alte Jungtier wird ab kommenden Mittwoch für die Besucher sichtbar sein. Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt betont, dass sich der Eisbär in seinem Gehege wohlfühlt und von seiner Mutter Nuka aufmerksam bewacht wird. Noch hat der kleine Eisbär keine großen Strecken im Wasser zurückgelegt – er hat sich lediglich bis zum Bauchnabel ins kühle Nass gewagt. Richtige Schwimmfähigkeiten sind noch in Entwicklung
.
In dieser Saison gibt es nur zwei Eisbären-Geburten in europäischen Zoos, was einen großen Ansturm auf den Zoo zur Folge haben könnte. Um die Tiere zu schützen und Gedränge zu vermeiden, wird der Zugang zum Gehege streng reguliert. Besucher sollten bereit sein, dass Nuka und ihr Jungtier gegebenenfalls in den Innenteil ihrer Anlage wechseln, wodurch sie möglicherweise keine Sicht auf die beiden haben werden. Trotz der Beschränkungen freuen sich die Verantwortlichen über die Vorfreude der Gäste.
Die ersten Schritte des Eisbärbabys
Der kleine Eisbär beginnt nun zu krabbeln und nimmt seine Umgebung neugierig wahr. Erste Aufnahmen, die mit einer an der Scheibe installierten Kamera gemacht wurden, zeigen bereits das Herumtollen des Jungtieres. Die Tierpfleger haben in den letzten Tagen damit begonnen, Nuka direkt zuzufüttern, was auf eine positive Entwicklung hinweist. Es ist Nukas erste Geburt, die sie am 2. November hatte, nachdem sie in einer Halbhöhle auf der Außenanlage entbunden hat. Bedauerlicherweise ist eines der Jungtiere in den ersten Tagen verstorben, was zu Besorgnis geführt hatte, da nur über Tonaufnahmen von einem Jungtier berichtet wurden.
Dr. Reinschmidt äußert sich jedoch optimistisch. Er berichtet, dass das verbleibende Jungtier gut gedeiht und die Tierpfleger äußerste Sorgfalt walten lassen, um die Entwicklung des Eisbären zu unterstützen. Der Zugang zum Gehege wird weiterhin reguliert, um das Wohlbefinden des Tieres nicht zu gefährden.
Herausforderungen für Eisbären in Gefangenschaft
Eisbären sind die zweitgrößten Landbeutegreifer der Welt und brauchen große Streifen von mehreren Hundert bis Tausenden Quadratkilometern. In deutschen Zoos leben derzeit rund 30 Eisbären, darunter in Karlsruhe. Allerdings entsprechen die Gehege oft nur einem Millionstel ihrer natürlichen Lebensräume, was zu Bewegungsmangel und Verhaltensstörungen führt. Eine Untersuchung von PETA zeigt, dass zwischen 55 und 77 Prozent der Eisbären unter diesen Bedingungen leiden.
Obwohl Eisbären oft nachgezüchtet werden, führt dies zu einer hohen Jungtiersterblichkeit, die über 60 Prozent beträgt. Die Sterblichkeitsrate in Zoos ist ähnlich hoch wie in der Wildnis. Eisbären sind an kalte Temperaturen angepasst, leiden jedoch unter der Hitze in Deutschland. Um die Gehege im Sommer kühl zu halten, entstehen hohe Energiekosten.
Die Haltung von Eisbären in Zoos ist auch aus einem weiteren Grund problematisch: Die Zahl der Zoos, die Eisbären halten, ist von 13 im Jahr 2008 auf 10 im Jahr 2022 gesunken, wobei einige, wie der Zoo Wuppertal und die Wilhelma in Stuttgart, die Eisbärenhaltung eingestellt haben. Ein weitgehender Zuchtstopp gilt im europäischen Zuchtprogramm, und es gibt keine erfolgreichen Auswilderungen von Eisbären, die in Gefangenschaft aufgezogen wurden.
Am Mittwoch wird das Eisbärbaby endlich für die Besucher sichtbar sein und angesichts der einzigartigen Situation bietet der Zoo Karlsruhe nicht nur einen Einblick in die ersten Schritte des Jungtieres, sondern auch eine Gelegenheit, über die Herausforderungen der Eisbärenhaltung nachzudenken. Auf diese Weise wird das kleine Eisbärbaby zur zentralen Figur in einer Diskussion über den Tierschutz und die ethischen Implikationen der Zoohaltung.