
Im Rahmen der Ökumenischen Woche in Friesenheim diskutierten Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann über die Zukunft der Kirchen in Deutschland. Im Fokus der Gespräche standen die Herausforderungen, die mit sinkenden Mitgliederzahlen und den damit verbundenen finanziellen Engpässen einhergehen. Beide Kirchenvertreter erörterten notwendige Ideen und Strategien, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Laut rheinpfalz.de ist es ein zentrales Anliegen, möglichst viele Perspektiven einzubeziehen, um die Kirchen in ihrer Funktion als Gemeinschaft und sozialen Akteure zu erhalten.
Die Mitgliederzahlen beider großen Kirchen in Deutschland zeigen einen besorgniserregenden Trend. Im Jahr 2022 waren nur noch 47,5 % der deutschen Bevölkerung evangelisch oder katholisch. Diese Zahl ist in den letzten 15 Jahren stetig gesunken, von 60,6 % auf heute. Sonntagsblatt.de berichtet, dass der Rückgang in den Kirchenaustritten 2022 mit einem Rekordwert von über 500.000 Austritten aus der katholischen Kirche und fast 380.000 aus der evangelischen Kirche einherging.
Eigentlicher Umgang mit Fehlenden
Der Mitgliederschwund hat nicht nur persönliche, sondern auch wirtschaftliche Konsequenzen für die Kirchen. Obwohl die Kirchensteuereinnahmen 2022 mit 6,24 Milliarden Euro einen Rekordwert erreichten, sind die finanziellen Perspektiven der Kirchen düster. Die EKD und die katholische Kirche erhielten trotz des Rückgangs der Mitgliederzahlen hohe Einnahmen, jedoch ist die „finanzielle Power“ der Kirchen laut evangelisch.de gesunken. Diese Diskrepanz zwischen steigenden Einnahmen und der abnehmenden finanziellen Stärke stellt die Kirchen vor neue Fragen zur Verteilung ihrer Ressourcen.
Besonders kritisch sind die finanziellen Auswirkungen auf soziale Institutionen. Viele dieser Einrichtungen, die auf die finanzielle Unterstützung der Kirchen angewiesen sind, könnten unter dem Rückgang leiden. Die Unsicherheit über zukünftige Zuwendungen für Schulen, Pflegeheime und Hospize wird immer spürbarer, was möglicherweise sogar die Rolle der Kirchen als Eckpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenhalts gefährdet.
Prognosen für die Zukunft
Religionssoziologe Detlef Pollack prognostiziert, dass sich der Trend zu Kirchenaustritten weiter beschleunigen wird. Die finanziellen Herausforderungen, die der Mitgliederschwund mit sich bringt, könnten laut Finanzwissenschaftlern bereits bald eintreten. Diese warnen davor, dass bis 2060 die Finanzkraft der Kirchen möglicherweise halbiert wird, und diese Prognosen erscheinen bereits jetzt überholt angesichts der aktuellen Entwicklungen.
Im Gesamtkontext der Diskussionen im Rahmen der Ökumenischen Woche lassen sich die aktuellen Herausforderungen der Kirchen auf den Punkt bringen: Die Zeiten der finanziellen Sicherheit sind vorbei, und die Kirchen müssen dringend neue Wege finden, um sich in einer sich wandelnden Gesellschaft zu positionieren und soziale Verantwortung zu tragen.