
Die Kinobranche steht vor enormen Herausforderungen, besonders in Deutschland. Ralf-Christian Schweizer, Geschäftsführer der Kinos in Aalen, Ellwangen und Heidenheim, erklärte, dass die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und der langen Streiks in der Filmindustrie den Besucherschwund erheblich verstärken. Insbesondere jüngere Generationen zeigen sich zunehmend desinteressiert an Kinobesuchen, was die Kinos unter Druck setzt, ihre Strategien zu überdenken. Der Streik von Drehbuchautoren, Schauspielern und Regisseuren in den USA hielt 11 bis 12 Monate an und führte zu einem deutlichen Mangel an neuen Filmen, was die Situation nicht verbessert.
Schweizer weist darauf hin, dass immer mehr Menschen dazu tendieren, ihre Freizeit zu Hause zu verbringen und selbst zu kochen, was die Zahl der Kinobesuche weiter senkt. Trotz dieser negativen Trends gibt es leise Hoffnungen: Für 2025 und 2026 werden einige neue Filme erwartet, die eine Rückkehr der Besucher versprechen. Laut FFA erwartet die Branche in Deutschland im kommenden Jahr 90 Millionen Besucher, was jedoch weit hinter den früheren Zahlen von 160 bis 170 Millionen zurückbleibt.
Steigende Kosten und verändertes Besucherverhalten
Die gestiegenen Energiekosten, der Mindestlohn sowie die höheren Zulieferkosten wirken sich direkt auf die Ticketpreise aus. Dies kommt zu einem bereits angespannten Besucherverhalten hinzu. Eine positive Entwicklung war jedoch die erfolgreiche Durchführung der Schul-Kino-Wochen im Herbst 2024, bei der viele Kinder, die zuvor noch nie ein Kino besucht hatten, die Vorstellung genossen. Schweizer berichtet von Blockbustern wie „Vaiana 2“, während Programme wie „Joker: Folie à Deux“ und „Gladiator 2“ weniger Zuspruch fanden.
In jüngster Zeit gab es zudem eine bemerkenswerte Aufregung um den Film „Smile 2“, der kurzfristig auf FSK 18 hochgestuft wurde, was zu 1000 Ticketstornierungen führte. Streamingdienste bieten Filme mittlerweile deutlich schneller an, was sich negativ auf die Kinobesuche auswirkt. Soziale Medien beeinflussen maßgeblich die Wahrnehmung von Filmen und ihre Popularität. Deshalb müssen Kinos sich zunehmend als Event-Locations etablieren, um Zuschauer zu gewinnen.
Laut Kino Film Collection, die vor kurzem ihr erstes Jahr feierten, erfreuen sich bestimmte Filme und Regisseure zu großer Beliebtheit. Die meistgestreamten Titel des letzten Jahres umfassen unter anderem Werk von Bernardo Bertolucci, Andrei Tarkovsky und Ken Loach. Die Vielfalt der Genres reicht von Dramen und Dokumentationen bis hin zu Romantik und Western.
Marktentwicklung und Zukunftsperspektiven
Die Qualität der Marvel-Filme hat im Laufe der Zeit abgenommen, was laut Schweizer ebenfalls zur Verschiebung der Zuschauerzahlen beiträgt. Festivals wie die Berlinale und die Oscars sind weiterhin bedeutend, jedoch sind viele Filme nicht für das breite Publikum geeignet. Die FFA bietet kontinuierlich aktuelle Marktdaten zur deutschen Filmwirtschaft und stellt Informationen zu Besuchszahlen, Umsatz und Marktanteilen bereit. Diese Kennzahlen sind entscheidend für das Verständnis der aktuellen Marktentwicklung und die Herausforderungen, mit denen die Kinos konfrontiert sind.
Insgesamt zeigt sich ein Bild von Reformbedarf und Anpassungsdruck für die Kinos. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Branche auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellen wird und welche Filme tatsächlich dazu in der Lage sind, die Zuschauer zurück in die Kinosäle zu bringen.