
In Nordhessen wird die Trinkwasserversorgung durch ein neues Forschungsprojekt der Universität Kassel wetterfest gemacht. Am 10. April 2025 wurde bekannt gegeben, dass die zusammenarbeitenden Partner, inklusive der Städtischen Werke Netz + Service, die Wasserversorgung in Kassel für zukünftige klimatische Herausforderungen optimieren wollen. Das Projekt mit dem Namen „Flexilienz“ zielt darauf ab, die Wasserversorgung in der nordhessischen Großstadt dauerhaft und resilient zu gestalten.
Das Rohwassergewinnungsgebiet Kassels umfasst zwei Quellgebiete, den Habichtswald und den Kaufunger Wald, sowie mehrere Tiefbrunnen und eine Grundwasseranreicherung am Wasserwerk Neue Mühle. Doch der Klimawandel bringt laut uni-kassel.de für die Trinkwasserversorgung ernste Herausforderungen mit sich. Sinkende Grundwasserpegel, geringere Quellschüttungen und ein niedrigerer Pegelstand der Fulda sind alarmierende Trends.
Reaktionen auf Klimastress
Das beobachtete Phänomen ist nicht neu. Das Trockenjahr 2018 stellte bereits einen Stresstest für die Wasserversorgung in Deutschland dar. Lange Trockenheiten und hohe Temperaturen führten zu einem erhöhten Wasserbedarf und zeitweise zu Rekordwerten beim täglichen Wasserverbrauch. Vertreter von 20 Wasserversorgern haben sich in einem DVGW-Diskurs getroffen, um den Handlungsbedarf zur Verbesserung der Versorgungssicherheit zu identifizieren, da zukünftige extreme Trockenphasen als realistisches Szenario gelten. Diese Erkenntnisse verdeutlichen die Notwendigkeit eines flexiblen und resilienten Wasserversorgungssystems, das auch bei extremen Wetterereignissen zuverlässig bleibt dvgw.de.
Um auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren, haben die Städtischen Werke Netz + Service in Kassel präventive Maßnahmen im Bereich Wasserdargebot ins Auge gefasst. Dr.-Ing. Philipp Otter, Projektleiter des Forschungsprojekts, betont die Risiken durch Trockenphasen und Starkregen, die seit 2018 vermehrt auftreten und das Quellwasser verunreinigen können. Daher wird eine neuartige „Ultrafiltrationsanlage“ entwickelt, die eingesetzte Membranen mit minimaler Porengröße nutzt und ohne Pumpen sowie Energieeinsatz auskommt.
Innovation in der Wasserwirtschaft
Ein weiteres Ziel des Projektes ist die Erprobung neuer Möglichkeiten zur Wasserstoffproduktion. Um 1 kg Wasserstoff herzustellen, werden insgesamt 11 kg Wasser benötigt, wobei Kühlwasser nicht berücksichtigt ist. Hierbei wird ein spezieller Elektrolyseur mit einer Filtermembran am Wasserwerk Tränkeweg in Kassel-Niederzwehren zur Nutzung von Filterrückspülwasser untersucht. Des Weiteren wird erwogen, Pump- und Speichersysteme als Energiespeicher zu verwenden, ähnlich einem Pumpspeicherwerk. Simulationen zur Überprüfung kritischer niedriger Speicherfüllstände sind Teil der Untersuchungen im Rahmen von „Flexilienz“.
Andreas Kreher, Geschäftsführer der Städtischen Werke Netz + Service, unterstreicht die Notwendigkeit einer breiteren Basis der Wassergewinnung sowie einer flexiblen Wasserversorgung. Das Projekt wurde im März 2025 ins Leben gerufen und wird mit 2,6 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert, wovon 780.000 Euro für die Universität Kassel bereitgestellt werden. Die Ergebnisse des Projekts sollen auf Wasserversorger in Deutschland und Europa übertragbar sein.
Der Klimawandel hat nicht nur Auswirkungen auf die regionale Wasserversorgung, sondern auch auf die gesamte Wasserverfügbarkeit in Deutschland. Das Projekt WADKlim, getragen vom Umweltbundesamt, analysiert die Auswirkungen von Trockenheit und Dürre auf Wasserdargebot, Bodenwasserhaushalt und Grundwasserverfügbarkeit in Deutschland. Lösungen zur Vermeidung von Nutzungskonflikten und zur Verbesserung der Wasserversorgung sind somit dringend erforderlich umweltbundesamt.de.
Ein effektives Management der Wasserressourcen und die Verbesserung der Resilienz der Wasserversorgung sind essenziell, um zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels erfolgreich zu begegnen.