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Kardinal Marx warnt: Wo bleibt Gott in unserer Gesellschaft?

München, 18.04.2025: Kardinal Marx warnt vor dem schrumpfenden Einfluss des Christentums und den Gefahren einer gottlosen Gesellschaft. Wie steht es um den Glauben in Deutschland?

Der Einfluss des christlichen Glaubens in der Gesellschaft sinkt, warnte Münchens Kardinal Reinhard Marx in seiner Karfreitagsbotschaft vom 18. April 2025. In einer Zeit, in der der Anteil der Kirchenmitglieder in Bayern von über 70 Prozent im Jahr 2011 auf nur noch knapp über 60 Prozent im Jahr 2022 gefallen ist, sieht Marx eine dringende Notwendigkeit, den Platz Gottes in der Gesellschaft zu bewahren. Er betont, dass das Fehlen eines göttlichen Bezugspunktes gefährliche Ideologien wie Verschwörungstheorien und Nationalismus nährt.

Marx kritisiert die Vorstellung, dass die Gesellschaft sich an die Stelle Gottes setzen kann, um ihre Probleme selbst zu lösen. Diese Haltung könnte, so die Besorgnis des Kardinals, zu einem gefährlichen Vakuum führen, das durch fragwürdige Ansichten und Herrschaftsfantasien gefüllt wird. „Wir sind nicht Gott“, stellt er fest, und betont damit die demütige Rolle des Menschen im Angesicht des Glaubens.

Der Zustand der Kirchen

Marx‘ Warnung ist nicht unbegründet, denn die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland sehen sich seit Jahren einem stetigen Anstieg des Mitgliederschwundes gegenüber. In Bayern fallen die Zahlen dramatisch: Laut dem Landesamt für Statistik stagniert die Mitgliederzahl, während die Gesellschaft sich parallel dazu in einem ständigen Wandel befindet. Diese Entwicklung lässt die Gefahren, die ein abwesender Gott mit sich bringt, umso relevanter erscheinen.

Die Herausforderungen, vor denen die Kirchen stehen, sind Teil eines größeren gesellschaftlichen Wandels. Franz-Xaver Kaufmann, ein bedeutender Religionssoziologe, hat in seinen Arbeiten diese Veränderungen analysiert. Geboren 1932, hat Kaufmann entscheidend dazu beigetragen, die Religionssoziologie als wichtigen Bestandteil der Sozialwissenschaften zu etablieren. Sein Ansatz basiert auf einem kritischen Blick auf die Kirchen und deren Institutionen.

Der Beitrag von Kaufmann

Kaufmann identifiziert grundlegende Stränge, die zur Entstehung der modernen Freiheitsgeschichte beigetragen haben, darunter die institutionelle Differenzierung und das Denken des autonomen Individuums. Diese Entwicklungen haben das Christentum zwar geprägt, bringen jedoch auch Herausforderungen mit sich—eine Ambivalenz, die die moderne Kirche durchlebt.

Seine Kritik an der bürokratischen Herrschaft in der katholischen Kirche zeigt die Notwendigkeit von Reformen auf, um mehr Transparenz und eine Delegation von Kompetenzen zu erreichen. Kaufmann sieht die individuelle und interaktive Glaubensvermittlung als entscheidend an, wobei persönliche Begegnungen im Glaubensprozess unerlässlich sind.

Kaufmann legt besonderes Augenmerk auf die vier Ebenen der Präsenz des Christlichen in der Gesellschaft: kulturell, institutionell, organisatorisch sowie individuell und interaktiv. Besonders auf der kulturellen Ebene fordert er eine zeitgemäße Kommunikation des geistig-geistlichen Gehalts des Glaubens, um den Menschen heute zu erreichen.

Für die Zukunft des Christentums in den westlichen Gesellschaften sieht Kaufmann wenig verheißungsvolle Perspektiven. Dennoch ist er überzeugt, dass eine „schöpferische Ratlosigkeit“ als Grundlage für transformative Auseinandersetzungen mit der Zukunft dienen könnte. Die gelebte Gemeinschaft und der Glaube in den Familien, als wichtige Orte der Sozialisation, können in diesem Kontext von entscheidender Bedeutung sein.

In einer Zeit des Wandels bleibt die Frage, wie die Kirchen ihre relevanten Botschaften an eine immer komplexer werdende Gesellschaft weitergeben können. Marx und Kaufmann verdeutlichen, dass der christliche Glaube nach wie vor eine zentrale Rolle spielen kann, nicht nur als Tradition, sondern als lebendiger Bestandteil des gesellschaftlichen Diskurses.

Die Entwicklungen zeigen, dass sowohl für die Kirchen als auch für die Gesellschaft eine kritische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unumgänglich ist. Der Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften und der Gesellschaft könnte der Schlüssel zur Behebung der existenziellen Fragen sein, die sich aus dem schwindenden Einfluss des Glaubens ergeben.

Für weitere Informationen zur Warnung des Kardinals und zur Religionssoziologie von Kaufmann, siehe PNP berichtet, dass … und Herder bietet Einblicke in ….

Referenz 1
www.pnp.de
Referenz 3
www.herder.de
Quellen gesamt
Web: 18Social: 162Foren: 10